Rezension

Die Opfer schlagen zurück

Köln 300 °C - Marco Hasenkopf

Köln 300 °C
von Marco Hasenkopf

Bewertet mit 5 Sternen

„...Coltan wird zu Niob und Tantal verhüttet. Tantal wiederum ist in der Handyindustrie unverzichtbar. In Umweltschutzkreisen ist Coltan seit Langem ein Thema...“

 

Markus Kaiser und Judith Mertin werden zu einem ausgebrannten Autowrack gerufen. Im Auto befindet sich ein Toter. Judith gelingt es, einen Gegenstand aus dem Auto zu holen. Sie ahnt nicht, dass er de Schlüssel für den Fall wird.

Der Autor hat einen fesselnden und brisanten Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Die Personen werden gut charakterisiert. Judith stammt eigentlich aus dem Kongo. Ihr Vater ist dort ein deutscher Arzt. Über den Tod ihrer Mutter weiß sie nur wenig. Judith ist exzellent in Selbstverteidígung ausgebildet, hat sich aber in solchen Situationen nicht immer unter Kontrolle.

Markus ist eine guter Stratege. Leider kommt er mit Judith nicht besonders gut zurecht. Eigentlich kommt er momentan mit niemand zurecht. Er verliert schnell die Kontrolle.

Dabei würde der Fall dringend ihre volle Aufmerksamkeit brauchen. Brandanschläge auf Autos sind seit einiger Zeit in Köln gang und gäbe. Einiges ist aber hier anders. Zum einen gab es bisher keinen Toten, zum anderen ist der Brandort ungewöhnlich.

Schwierig wird es auch deshalb, weil keiner weiß, wann er sich auf wen verlassen kann. Judith drückt das so aus:

 

„...So wie ich das sehe“, begann Mertin und erhob sich, „ist das der traurige Beweis, dass mich am letzten Freitag gleich zwei haben hängen lassen. Mein sogenannter Partner und ihr“...“

 

Mit ihr ist dabei die Interne gemeint, die Judith über Markus ausfragen will.

Bei der Untersuchung des Brandes kommt Coltan ins Spiel. Plötzlich erhält die Geschichte eine völlig neue Dimension. Was hat die Firma des Toten mit dem Mineral zu tun?

Verschleierung und Vertuschung werden geschickt gespielt. Es wird nur zugegeben, was bewiesen werden kann. Antworten gibt es überhaupt erst, wenn Druck gemacht wird.

Der Krimi ist heftig. Dafür sorgt die Gewaltbereitschaft von allen Seiten. Judith wird mit Jugendlichen aus ihrem Heimatland konfrontiert. Sie sind in einem Lager für unbegleitete Kinder und Jugendliche untergebracht. Dort gab es ebenfalls einen Brand. Die Heimleiterin erklärt:

 

„...Kofi kommt wie gesagt aus Katanga. Er hat jahrelang in einer Kobaltmine geschuftet. Morgens Schule, nachmittags und abends graben. Mit bloßen Händen. Keine, Helme. Keine Sicherheitskleidung...“

 

Neben der fesselnden Handlung gibt es eine Menge an spannenden Informationen über den Handeln mit seltenen Erden.

 

„...Ähnlich wie bei Diamanten spricht man von Blutmineralien. Und in den Handel mit Tantal sind wie bei den Diamanten auch westliche Firmen verstrickt...“

 

Am Ende werden alle Fäden zusammengeführt. Profitgier und Menschenverachtung schlagen auf die Verursacher zurück. Aus Opfern wurden Täter.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.