Rezension

Die Perfekten

Die Perfekten - Caroline Brinkmann

Die Perfekten
von Caroline Brinkmann

Bewertet mit 5 Sternen

Darum geht's...
Das Land Hope wird von den Gesegneten regiert, sie sind perfekt. Ein Status, den ein Mensch niemals erreichen kann. In Hope werden die Menschen nach ihrem Genmaterial bewertet und kategoriesiert. Je besser die Gene, desto mehr Privilegien und Chancen. Doch Rain ist ein Ghost, sie muss sich vor dem System verstecken, weil es sie eigentlich nicht geben dürfte. Doch in Grey schließt sie zum  Freundschaft mit Lark und wird prompt verraten.

Das sage ich dazu...
Mit rund 600 Seiten ist das Buch ein richtiger 'Klopper' und ich kann nicht sagen, wann ich das letzte Mal ein Buch gelesen habe, welches mehr als 400 Seiten hatte. Dementsprechend gespannt war ich, ob die Story es schaffen würde mich durchweg zu fesseln und zu unterhalten. Und das hat sie!

Vom Aufbau her erinnert mich das Land Hope sehr an Panem. Es gibt die 'goldene' Hauptstadt (hier: Aventin), in der die Reichen, Schönen und Priviligerten wohnen und von dort aus regieren. Weiterhin gibt es verschiedene Zirkel, die jeweils für einen bestimmten (Wirtschafts-)Bereich zuständig sind und dementsprechend benannt wurden. Je weiter von Aventin entfernt, desto ärmer der Zirkel. Rain's Heimatzirkel ist Grey. Dort arbeiten die Menschen in Fabriken, kämpfen mit dem Smog und den gesundheitlichen Folgen, der ständigen Luftverschmutzung. Es gibt sogar Gebiete, die nicht mehr betreten werden können, da dort alles vergiftet ist. Trotz der Ähnlichkeit zu bereits bestehenden dystopischen Geschichten, hat mir der Aufbau der Welt wirklich gut gefallen, vor allem, weil ich diese Ausgangssituation nach einem großen Krieg für denkbar halte. Auch die Tatsache, dass Menschen kategoriesiert werden, ist nicht neu, aber ebenso realistisch. Caroline Brinkmann hat sich in 'Die Perfekten' für eine kategoriesierung anhand der Gene entschieden. Eine gute Idee, die aber ebenso erschreckend ist. Gut dargestellt hat sie auch den zunehmenden Einfluss der Rebellen auf die Einwohner Grey's. Unzufriedenheit und Unmut über die Regierung treibt die Menschen praktisch in die Arme der Rebellen. Die Menschen wollen Gerechtigkeit und die Rebellen wollen die Macht.

Den Schreibstil von Caroline Brinkmann kann man mit bildgewaltig und detailreich beschreiben. Es fällt unheimlich leicht in die Welt von Hope einzutauchen. Man kann die Fabriken, die erschöpften Arbeiter und den Smog förmlich vor Augen sehen. Genauso wie den blauen Himmel in Aventin, man kann die klare Luft dort atmen und an den Festen teilnehmen. Ich war wirklich überrascht, aber Caroline Brinkmann hat mich komplett in das Land Hope entführt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Rain und Lark geschildert, so dass man den beiden Protagonisten immer sehr 'nahe' ist. Man erfährt aus erster Hand wie sie sich fühlen und wieso sie welche Handlungen nun durchgeführt haben. Die beiden sind sich sehr ähnlich. Sie wollen in die Welt hinein passen und ihre aktuellen Verhältnisse verbessern. Rain möchte nicht mehr als Ghost leben und als sie dieses Ziel erreicht hat, ist sie ein wichtiges Bindeglied der Gesellschaft. Lark möchte seine Familie beschützen, vor allem seine Schwester. Beide sind loyal gegenüber denen, die sie lieben und greifen manchmal zu extremen Mitteln, die man auch nicht immer gut heißen kann. Hier gilt: Der Zweck heiligt die Mittel. Und in der Welt von Hope sind Extreme die einzige Möglichkeit sich Gehör zu verschaffen.

Auf den Punkt gebracht...
Eine Dystopie, die bis zum Ende spannend bleibt und zum Mitfiebern einlädt. Für alle empfehlenswert, nicht nur für eingefleischte Fans des Genres.