Rezension

Die Post-Donald-Ära

Ganz normale Helden - Anthony McCarten

Ganz normale Helden
von Anthony McCarten

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Jahr ist vergangen seit Donnys Tod. Renata leidet sehr darunter, ihren jüngsten Sohn verloren zu haben. Ihr Mann Jim stürzt sich in die Arbeit, seine Art der Trauerbewältigung. Jeff, der ältere und nun einzige Sohn verschanzt sich nur noch vor seinem Computer. Renata wurde mit Donnys Verlust noch viel besitzergreifender und beschützender, was schlussendlich dazu führt, dass Jeff Reißaus nimmt. Renata ist verzweifelt, nur Jim scheint einen kühlen Kopf zu  bewahren. Er bereitet alles vor für den Umzug aufs Land und bekommt eines Tages mit, wie Jim einen Gespräch mit einem Wildfremden führt, und wie sie über Life of Lore sprechen, ein Onlinegame, bei dem auch sein Sohn angemeldet ist. Jim sieht dies als die letzte Chance, seinen Sohn aufzuspüren und verliert sich fast völlig in der weiten Welt der Fantasien und Mysterien.  Doch was wird aus seiner  Familie?

Mit Ganz normale Helden hat McCarten sozusagen den Nachfolger von Superhero (Diogenes, 2008), den man nicht unbedingt vorher gelesen haben muss, um Ganz normale Helden zu verstehen. Die Verzweiflung Renatas, die sich an einen imaginären Gott via Internet wendet, Jim, der sich nur noch aus Alibigründen vor den Rechner auf der Arbeit sitzt, aber seine Zeit eigentlich nur noch auf Life of Lore verbringt, was er erst als brutales und weltfremdes Spiel abtut, es für ihn aber später mehr als nur Realität wird. Und dann auch noch Jeff, der sich als eine Art Kleister sieht, das einzie, was seine Familie zusammenzuhalten scheint, haut schlussendlich ab, einfach, weil er keinen Bock mehr auf diese Scheiße hat. All das kommt so einer unheimlichen Nüchternheit und einem zynischen Humor daher, dass man nichts anderes kann, als weiterzulesen anstatt das Buch wegzulegen. Hiermit empfehle ich auch nochmal den Voränger, Superhero, weil er die Geschichte doch noch abrundet und man so den Anfang und das Ende der Geschichte kennt.