Rezension

Die Prinzessin des unterirdischen Reiches

Das Labyrinth des Fauns
von Cornelia Funke Guillermo Del Toro

"Im Buch des Lebens gibt es keine letzte Seite, denn die letzte Seite ist immer die erste Seite einer neuen Geschichte" - Seite 270

"Vor langer, langer Zeit lebte in einem unterirdischen Reich, in dem es weder Lügen nich Schmerz gab, eine Prinzessin. Sie träumte von der Welt der Menschen: von einem blauen Himmel, von der Sonne und dem Gras und dem Geschmack des Regens. Als sie ihren Wächtern entkam und in unsere Welt gelangte, vergaß sie, wer sie gewesen und woher sie gekommen war. Ihr Vater hörte nie auf, nach ihr zu suchen. Er wusste, dass ihre Seele unsterblich war, und dass sie eines Tages zu ihm zurückkehren würde. In einem anderen Körper, einer anderen Zeit. Vielleicht an einem anderen Ort. Er würde auf sie warten...Bis ans Ende der Zeit."
Endlich wieder ein neues Buch von Cornelia Funke, dachte ich mir, als ich die ersten Werbungen über Social Media vor kurzem gesehen habe. Als ich dann erfahren habe, dass das Buch auf dem Film "Pans Labyrinth" basiert, habe ich mir noch nichts dabei gedacht, denn den Film kenne ich tatsächlich noch nicht - was ich aber nachholen werde, jetzt wo ich das Buch beendet habe. Ich kann daher die Geschichte nicht mit dem Film vergleichen und wusste beim Lesen auch nicht, welche Wendungen passieren werden, was vielleicht von Vorteil war, denn ich war so gefesselt und gebannt beim Lesen, dass die Seiten nur so dahin flogen.
"In unseren Entscheidungen bestimmt sich unser Schicksal." -Seite 18

Wer die Bücher von Frau Funke kennt, weiß welch tollen, poetischen und bildgewaltigen Schreibstil sie hat. Auch bei "Labyrinth des Fauns" hat sie es wieder geschafft mich in den Bann zu ziehen. Und sie hat es geschafft, trotz grausamer und stellenweise sehr brutaler Szenen, einen Sog zu erschaffen, dem man nicht entfliehen kann. Ich habe mit Ofelia bei ihren Prüfungen mitgefiebert, mit ihr gelitten und bin mit ihr in die Welt des Fauns entflohen. Die Flucht aus der Realität, die Ofelia hier mit ihrer Fantasie in Angriff nimmt wurde gut umgesetzt und ich hatte das Franco-Regime von Spanien tatsächlich nicht mehr auf dem Schirm. Das ganze Buch über herrscht eine sehr bedrückende Stimmung, was in diesen Zeiten damals aber leider Realität war. Die Handlung war stellenweise sehr grenzwertig was die Grausamkeit angeht, allerdings sind die richtig guten alten Märchen beispielsweise die der Gebrüder Grimm, hier und da genauso grausam. Von daher ist dies für mich kein Kritikpunkt. Allerdings sollte man den Punkt beachten, wenn man solche Szenen gerne meidet.

Einen Stern ziehe ich allerdings ab, weil es für meinen persönlichen Geschmack stellenweise ein wenig zu schnell ging und recht oberflächlich in der Erzählweise blieb. Ich habe hier und da noch ein paar offene Fragen und hin und wieder wusste ich nicht, wie sich diese Handlung nun in den Geschichtenverlauf einfügen soll. Auch nach dem ich nach beenden des Buches eine Nacht darüber geschlafen habe, sind mir manche Stellen der Geschichte noch unklar. Ich persönlich mag es nicht, wenn man am Ende noch so viel selbst interpretieren muss. Aber das ist wie gesagt ja nur ein persönliches empfinden.
Durch die viele Werbung ist das Buch ja in aller Munde. Ich denke, wer den Film noch nicht kennt, kann hier auf jedenfall in der Geschichte versinken, ohne groß enttäuscht zu werden. Für mich zählt es auf jedenfall zu den Highlights in diesem Jahr und wegen der tollen Aufmachung und der absolut schönen und passenden Illustrationen bekommt es einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal.