Rezension

Die Provence könnte so idyllisch sein...

Dunkles Lavandou - Remy Eyssen

Dunkles Lavandou
von Remy Eyssen

Bewertet mit 4 Sternen

Mord und Entführung im Touristenparadies: Es ist Sommer in Le Lavandou. Der Touristenort ist voller unternehmungslustiger Urlauber, die Sonne, Meer und Land genießen wollen. Die Provence könnte so idyllisch sein. Doch dann stürzt eine Frau von einer Brücke auf die Autobahn. Gerichtsmediziner Leon Ritter erkennt schnell, dass es sich nicht um Selbstmord handeln kann. Und es bleibt nicht bei der einen Toten. Vieles deutet auf okkulte Rituale doch die Polizei will Leon zunächst nicht ernst nehmen. Bis die Tochter des Kultusminister Opfer einer Entführung wird.

„Dunkles Lavandou“, ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der seinen Médecin Légiste schon zum sechsten Mal im Lavandou ermitteln lässt. Hier trifft französisches Savoir vivre mit  einem spannenden Kriminalfall aufeinander. Für mich war es das erste (und mit Sicherheit nicht das letzte Buch) aus der Reihe, konnte aber ohne Schwierigkeiten in die Serie einsteigen.

Leon Ritter stammt ursprünglich aus Frankfurt -  seine Vorgeschichte ist sicher den ersten Bänden zu entnehmen -  und lebt mit der stellvertretenden Polizeichefin Capitaine Isabelle Morell in Lebensgemeinschaft. Die beiden sind ein gutes Team, beruflich wie privat. Leon Ritter hat ein bisschen was von einem „David Hunter der Provence“.

„Leon nahm Maß. Er liebte scheinbar aussichtslose Situationen, in denen man durch richtige Planung, Erfahrung und Risikobereitschaft doch noch ans Ziel kam. Beim Boule genauso wie im Leben.“

Nicht was seinen Charakter betrifft. Er ist kein depressiver  Eigenbrötler, im Gegenteil sehr kommunikativ und gesellig, spielt Boule und trinkt munter den einen oder anderen gekühlten Rosé im Bistro und lauscht dort Land und Leuten. Es ist seine Art zu ermitteln und seine Achtsamkeit im Umgang mit den Toten.

„Trotzdem, für Leon zählte bei der Begegnung mit einem Opfer der erste Eindruck. Ganz so, als würde dieser Mensch noch leben und könnte für ihn das Geheimnis seines Todes lüften.“

Und es gibt genügend Geheimnisse zu lüften in diesem Fall. Denn Leon erkennt schnell, dass es sich um einen Serientäter handeln muss, der wahrscheinlich schon früher gemordet hat. Er stellt den Zusammenhang zu religiösen Ritualen her, doch seine Theorie kommt beim Polizeichef nicht besonders gut an.

„Haben Sie sich schon mal gefragt, wie so etwas in der Öffentlichkeit ankommt? Die Medien spielen doch verrückt, wenn das durchsickert. Die Tochter des Kultusministers Opfer eines Teufelsaustreibers, mon dieu!“

Doch Leon glaubt an die Wissenschaft und nicht an Zufälle. Ich glaube jedenfalls an die gelungene Kombination von krimineller Spannung und dem Lebensgefühl der Provence. Und ein Glas vom Rosé würde ich jederzeit mit Leon trinken wollen.