Rezension

Die Prüfung

Nevernight 01 - Die Prüfung - Jay Kristoff

Nevernight 01 - Die Prüfung
von Jay Kristoff

Bewertet mit 5 Sternen

Jay Kristoff hat mit „Nevernight- Die Prüfung“ den Auftakt seiner neuen Fantasy- Serie geschrieben, welche die Geschichte der Assassinin namens Mia Corvere erzählt.

 

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):

Sie ist keine Heldin. Sie ist eine Frau, die Helden fürchten.

In einer Welt mit drei Sonnen, in einer Stadt, errichtet auf dem Grab eines toten Gottes, sinnt eine junge Frau, die mit den Schatten sprechen kann, auf Rache. Mia Corvere ist sechzehn Jahre alt, und sie kennt nur ein Ziel: Rache. Als sie noch ein kleines Mädchen war, haben die mächtigsten Männer des Reiches – Francesco Duomo, Justicus Remus, Julius Scaeva – ihren Vater als Verräter an der Itreyanischen Republik hinrichten und ihre Mutter einkerkern lassen. Mia selbst entkam den Häschern nur knapp und wurde unter fremdem Namen vom alten Mercurio, einem Antiquitätenhändler, großgezogen. Mercurio ist jedoch kein gewöhnlicher Bürger der Republik, er bildet Attentäter für einen Assassinenorden aus, die 'Rote Kirche'. Und Mia ist auch kein gewöhnliches Kind, sie ist eine Dunkelinn: Seit dem Tag, an dem ihre Familie ausgelöscht wurde, wird sie von einer Katze begleitet, die in ihrem Schatten lebt und sich von ihren Ängsten nährt. Mercurio bringt Mia vieles bei, doch um ihre Ausbildung abzuschließen, muss sie sich auf den Weg zur geheimen Enklave der 'Roten Kirche' machen, wo sie eine gefährliche Prüfung erwartet …

 

Meine durchweg positive Meinung zu diesem Buch in Worte zu fassen, fällt mir schwerer als bei anderen Werken. Denn dieses Buch hat mich auf verschiedenste Weise überzeugen können - doch fangen wir von vorne an.

Allein die Gestaltung des Fantasybuches finde ich sehr gelungen. Der rote Buchschnitt und auch die Covergestaltung passen sehr gut zum Inhalt von „Nevernight“. Zusätzlich sind die beigefügten Karten sehr ansprechend und hilfreich, sodass man sich während des Lesens gut zurechtfinden kann.

Der Autor Jay Kristoff konnte mich vollkommen von seinem dichten, bildhaften und atmosphärischen Schreibstil überzeugen. Er schafft es, auf der einen Seite eine düstere Atmosphäre zu erschaffen und auf der anderen Seite beschreibt er diese grausame Welt mit einer Poesie, sodass diese Welt nicht mehr ganz so grauenvoll klingt. Dadurch erschafft er eine düster- romantische Welt, die mich zu faszinieren wusste. Diese erschaffene Welt ist sehr vielseitig und wird auf wirklich detailvolle Art und Weise vorgestellt, dass man in dieser komplett versinken kann. Auch merkt man, dass sich Kristoff sehr gut in seiner Welt auskennt. Er lässt viele liebevolle Details und historische Gegebenheiten oder auch Traditionen einfließen, dadurch wirkt diese so realistisch, dass man denken könnte, dass diese wirklich existieren könnte. Dieses Buch wird durch einen bisher unbekannten Erzähler widergegeben. Im Prolog als auch im Epilog kommt dieser Erzähler zum Ausdruck und spricht den Leser persönlich an. Dieser Aspekt bringt einen zusätzlichen Spannungspunkt in das Buch. Man fragt sich, wer der Erzähler ist und warum er die Geschichte von Mia Corvere erzählt. Gut gefallen hat mir auch der schwarze Humor des Autors, welcher genau meinen persönlichen Geschmack getroffen hat. Oftmals musste ich während des Lesens lachen, weil Kristoffs die Situation genau getroffen hat und mit einer humoristischen Bemerkung unterlegt hat. In „Nevernight“ setzt der Autor ein spezielles Mittel ein: er verwendet Fußnoten. Diese dienen zum einen, dass die Welt detailreich beschrieben wird. Zum anderen macht der Erzähler unter Zuhilfenahme dieser Fußnoten gerne humoristische Bemerkungen, welche dann meistens nicht so ausführlich ausfallen. An diese Fußnoten muss man sich zunächst gewöhnen. Besonders zu Beginn des Buches dienen sie dazu, dass die Welt näher beleuchtet wird, trotzdem unterbrechen sie in gewissem Maße den Lesefluss, sodass man sich doch konzentrieren muss, um der Geschichte weiter zu verfolgen. Wie bereits geschrieben, besonders zu Beginn ist dies etwas mühselig und teilweise sind diese Details etwas umfangreicher. Dennoch lohnen sich meiner Meinung nach diese Bemerkungen. Oftmals erfährt man wissenswerte Ereignisse aus dieser Welt, die diese noch plastischer erscheinen lassen. Es lohnt sich, dran zu bleiben und diese zu lesen.  Der Autor gestaltet dieses Buch auf vielseitige Weise spannend. Auch schafft er es, dass der Spannungsbogen permanent aufrecht erhalten bleibt und baut unerwartete Wendungen ein, die fernab vom Mainstream sind.

Ein weiteres Merkmal des Schreibstils: es wird nichts beschönigt. Der Autor schreibt auf eine ehrliche Weise und scheut sich auch nicht, dabei ins Detail zu gehen. Er beschreibt diverse pikante Szenen auf seine natürlich heftige Weise, wobei auch die Brutalität nicht beschönigt wird. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund und auch die enthaltenen Sexszenen werden in einer deutlichen und ehrlichen Weise erzählt.

Ebenfalls überzeugen konnten mich auch die vielseitigen Charaktere. In diesem Buch wird die Ausbildung zu einer Klinge thematisiert. Daher bekommt meinen einen guten Einblick sowohl in die Assassinen, welche sich ausbilden lassen, als auch in die Lehrer. Jeder ist auf seine eigene Art einzigartig und interessant gestaltet. Besonders der Beschwörer und auch seine Schwester, die Weberin, haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber auch die die Protagonistin Mia besticht durch ihre Art. Sie hat viel in ihrer Kindheit erlebt und sinnt nun auf Rache. Sie ist eher eine Antiheldin und trotzdem ist sie auf ihre Art sympathisch. Mia ist tiefgründig gezeichnet, man entdeckt immer wieder neue Facetten an ihr. Sie sticht aus der Masse heraus und ist mir dabei ans Herz gewachsen. Durch die eingebauten Rückblenden erfährt man einiges über die Vergangenheit von Mia und lernt diese besser kennen. Man kann ihre Entwicklung miterleben und somit auch ihr handeln besser verstehen. Das besondere an Mia ist auch, dass sie eine Dunkelinn ist. Sie hat eine gewisse Macht über die Schatten. An ihrer Seit ist Herr Freundlich, eine Schatten- Katze. Er hat immer einen tollen Spruch auf Lager und hilft Mia in schwierigen Situationen. Auch ernährt er sich von ihren Ängsten und ist dabei eine interessante Nicht- Katze. Aber auch ihr Mitschüler Tric hat mir sehr gut gefallen und hat sich ebenfalls in mein Leserherz geschlichen. Man fiebert mit den Schülern mit und liest voller Spannung, welche Abenteuer und Prüfungen diese bestehen muss. Dabei bangt man immer, ob diese überleben werden. Denn Kristoff geht nicht immer zimperlich mit ihnen um, diverse Charaktere müssen im Verlauf der Geschichte ihr Leben lassen. Sein schonungsloses Verhalten in Bezug auf die Personen hat mich oft nach Luft schnappen lassen, musste ich mich doch um diese sorgen. Nicht selten haben sie sich in gefährlichen Situationen befunden, sodass man als Leser einfach nur gebannt an den Seiten klebt.

Ich brauchte zwar ein paar Seiten, um mich in dieser Welt zurecht zu finden, aber es lohnt sich auf jeden Fall, dieses Buch weiterzulesen. Meine anfänglichen Schwierigkeiten lagen vor allem an den vielen Details, welche in das Buch einfließen. Doch schnell lernt man diese Welt besser kennen und findet sich auch in dieser zurecht. Ich lernte diese vielen tollen Details zu lieben und habe mich immer wohler in diesem Buch gefühlt.

 

All die genannten Wesenszüge führten dazu, dass ich dieses Buch inhaliert habe. „Nevernight – Die Prüfung“ von Jay Kristoff ist bisher eins meiner beiden absoluten Jahreshighlights. Ich möchte wohlverdiente 5 Sterne vergeben. Und auch möchte ich eine Leseempfehlung für Fantasy- Leser aussprechen, die einem schwarzhumoristischen und detailreichen Buch etwas abgewinnen können.