Rezension

Die Puderkriege gehen in die 2. Runde

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume
von Corina Bomann

Bewertet mit 5 Sternen

** "Nein, ich eröffne keinen Salon", sagte ich. "Und ich arbeite auch nicht mehr für Madame Rubinstein. Ich bin hier, um meinen Sohn zu suchen." Ich erzählte ihr von dem Brief und Henny schaute mich erschrocken an. **

Ich war bereits vom ersten Teil "Sophias Hoffnung" total begeistert und konnte die Fortsetzung kaum erwarten. Und tatsächlich geht es genauso kurzweilig, interessant und unterhaltsam weiter. 

Nachdem Sophia diesen mysteriösen Brief erhalten hat, reist sie nach Paris, um nach ihrem Sohn zu suchen. Das erweist sich jedoch als noch schwieriger als gedacht. Auch beruflich holpert es, so dass sie nach ihrer Kündigung bei Rubinstein die Chance ergreift sich bei Elizabeth Arden vorzustellen, die sie damals bereits von Madame abwerben wollte. Doch auch im Arden Imperium wird Sophia in eine "chemikantenfremde" Einarbeitung geschickt. Mit der Hoffnung im Hinterkopf sich irgendwann einmal in einer Niederlassung in Paris beweisen zu dürfen, nimmt sie an und arbeitet nunmehr für die ehemals größte Konkurrentin....

Band 2 knüpft beinahe nahtlos an den ersten Teil an und Corina Bomann nutzt die Überfahrt für kleine Rückblicke. Man ist also sofort wieder im Thema und mitten im Geschehen. 

Das Buch umfasst den Zeitraum von 1929 bis 1934 und die Autorin baut die politischen Hintergründe dezent aber sehr geschickt mit ein; wie den Börsencrash und die darauf folgende Weltwirtschaftskrise oder den Judenhass in Deutschland und Hitlers Aufstieg. Das alles bekommt Sophia zwar mehr oder weniger nur am Rande mit, aber ich fand es großartig, dass diese Themen nicht unter den Tisch fallen - weil Sophias Leben allein schon so bewegt ist. Es geht um die Suche nach ihrem totgeglaubten Sohn, ihre Arbeit bei Elizabeth Arden, von der man persönlich in etwa so viel mitbekommt, wie damals von Madame, ihre Freundschaft zu Henny und tatsächlich auch um die Liebe, was mich sehr überrascht hat. 

Sophia ist sympathisch, man spürt, dass sie stärker und reifer geworden ist, sie hat oftmals ihren eigenen Kopf, bleibt aber dennoch eine Frau ihrer Zeit. Auch die beiden Konkurrentinnen Arden und Rubinstein sind unheimlich interessant dargestellt. Vor allem die kleinen Einblicke in ihre Leben und Denkweise. Man beneidet Sophia nicht, die immer ein wenig zwischen den Fronten dieser beiden machthungrigen Frauen steckt. 

Der Schreibstil von Corina Bomann ist dabei so angenehm, bildhaft, flüssig und emotional mitreißend, dass die 600 Seiten nur so fliegen. 

Ja, mich hat auch der zweite Band der "Die Farben der Schönheit"-Reihe gefesselt und begeistert. Es bleibt sehr abwechslungsreich, mit unterschiedlichen Themen und Handlungsorten. Jetzt bin ich schon total gespannt auf das große Finale.