Rezension

Die Rache einer Frau

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem., 2 MP3-CDs - Camilla Läckberg

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem., 2 MP3-CDs
von Camilla Läckberg

Bewertet mit 2 Sternen

Klischeebeladen und plakativ, sehr nervige Protagonistin.

"Die Hölle kennt keine Wut wie die einer verschmähten Frau.“

Das Thema der Frau, die auf einen Betrug überreagiert, ist in der Literatur nicht neu. Läckbergs Heldin Faye geht nicht ganz so drastisch vor wie Medea, aber auch sie geht über Leichen um sich an ihrem Exmann Jack zu rächen, der sie betrügt und mittellos zurücklässt.Vor dieser Trennung hat Faye sich von Jack in die Rolle der duckmäuserischen Ehefrau und Mutter drängen lassen. Dabei vermisst sie zwar seinen Respekt, aber so ein Leben im Luxus ohne Arbeit und mit Kindermädchen ist doch auch ganz bequem.In diesem ersten Teil ist Faye so naiv und unterwürfig, dass es oft kaum auszuhalten ist. Nach der Trennung schaltet sie dann um auf erfolgreiche Karrierefrau, aber nur, um sich an Jack zu rächen. Dieser Teil ist noch nerviger als der erste, weil er so eine Karikatur des Feminismus präsentiert, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Es geht nie um Selbstermächtigung, Gleichberechtigung oder strukturelle Ursachen für Geschlechterungleichheiten, sondern um einen Kampf von Frauen gegen Männer. Männer sind dabei die bösen untreuen Betrüger, Frauen die armen Opfer. Das war mir einfach zu plakativ und zu doof. Achso, für ihre Rache braucht Frau natürlich auch Silikonbrüste, ist klar. Oberflächliche Frauen sind hier die, die sich nur für das Geld eines Mannes interessieren; tiefgründig ist man schon, wenn sich das Interesse auch auf dessen Genitalien erstreckt. Ansonsten trägt frau Dolce und Gabbana und trinkt Cava, man trägt eine Patek und trinkt Whiskey.

Um es abzukürzen: Die meisten Charaktere sind eindimensional, unplausibel und unsympathisch. Ich hatte durchgehend den Eindruck, die Autorin feiert das mehr als grenzwertige, kriminelle Verhalten ihrer Protagonistin ab und finde das  wenig inspirierend. Wie Aristoteles sagte:

"Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer." ( Nikomachische Ethik)

Läckberg verpasst es leider, das zu reflektieren oder gar den Leser zum Weiterdenken anzuregen. Außerdem wird Klischee an Klischee und überflüssige Sexszene gehängt; da hilft auch die verschachtelte zeitliche Erzählstruktur mit Rück- und Vorblenden (oder der sehr künstliche Wechsel von erster und dritter Person zwischen den Zeitebenen) nicht. Mein erstes und letztes Buch dieser Autorin. Die Hörbuchsprecherin hat mir hingegen gefallen.