Rezension

Die raunende Maske

Lockwood & Co. - Die Raunende Maske
von Jonathan Stroud

Bewertet mit 5 Sternen

London wird von einer Geisterplage heimgesucht, die man bisher noch nicht gesehen hat. Alle Agenturen werden zu Hilfe gerufen, nur Lockwood & Co. bleiben zumindest anfangs außen vor. Doch dann dürfen auch sie sich ins nebulöse Getümmel stürzen und kommen dem Ursprung der Plage auf die Spur. 

Die Geisteragentur Lockwood & Co. ermittelt wieder. Mit grausigem Charme, eigentümlichen Esprit und gruseliger Unbeholfenheit zeigen die berüchtigsten Agenten Londons den Geistern, dass sie im Diesseits keine Chance haben und sich lieber ins Jenseits verziehen sollten.

Es handelt sich um den 3. Fall von Lockwood & Co., die neben dem altbekannten Team aus der toughen Lucy, dem hochbegabten George und dem begnadeten Big Boss Anthony Lockwood himself, die liebreizende Holly in die Agentur holt, damit sie sich gegenüber der Geisterwelt nicht in der Unterzahl sehen. Wer die Agenten der Agentur bereits kennt, weiß, dass sich hinter Intelligenz, Talent und Charme eine gnadenlose Unprofessionalität verbirgt, die sie regelmäßig in die Bredouille bringt.

"Trotzdem ... so was Lustiges habe ich noch nie gesehen. Ihr seid wirklich die Unfähigkeit hoch drei." (S. 39)

Auch dieser Fall wird direkt von Lucy erzählt. Ich finde es großartig, wie sie sich an den Leser wendet und in sarkastischem Ton von den Ereignissen berichtet. Dabei spart sie natürlich nicht aus, was sie von der neuen Bürogehilfin Holly denkt, die in ihrem perfekt-organisiertem Überengagement so gar nicht zum Rest der Truppe passen will. Wären Lockwood und George nur nicht so angetan von ihr … 

Der Fall will lange Zeit nicht in Fahrt kommen und wird erst nach gut der Hälfte richtig aufgegriffen. Im Vordergrund steht der Team-Zuwachs und was Lucy von ihr denkt, aber auch, wie sie ihre neuentdeckten Fähigkeiten einsetzt.

Demzufolge steht natürlich Lucy im Vordergrund. Bei diesem Fall mutet sie sich allerdings zu viel zu und bringt nicht nur sich selbst sondern die ganze Agentur in Gefahr. Sie versucht einen neuen Zugang zur Geisterwelt auszuprobieren, wodurch es für alle Beteiligten ganz schön brenzlig wird.

Die Beziehung zwischen Lucy und Holly bietet ordentlich Konfliktpotential. Obwohl hier vom eigentlichen Geisterphänomen abgelenkt wird, habe ich mich großartig amüsiert. Ich mag Lucys trocken-sarkastische Art, die jede noch so harmlose Situation zu einer ausgewachsenen Gefahrenquelle macht und dabei nicht einmal ihre Freunde verschont.

Der Showdown war diesmal wirklich gruselig. Jonathan Stroud hat ein Wesen kreiert, das sogar mir Gänsehaut verursacht hat. Er beschreibt minutiös wie das Grauen über den Boden kriecht, sodass ich obendrein die eine oder andere Nacht nach der Lektüre noch Gänsehaut beim Gedanken daran hatte.

Das Ende ist ein richtiger Knall. Beinhart lässt der Autor den Leser im Dunkeln stehen und vertröstet mit dem 4. Band, der bald gelesen werden will.

Ich habe die Agenten von Lockwood & Co. einfach gern und kann auch ihren 3. Teil wärmstens weiterempfehlen. Die interessante Geisterwelt, der vor Sarkasmus triefende Erzählstil, das witzige Geplänkel der Figuren und die gruseligen Elemente sind meiner Meinung nach zu einem grandiosen Gespensterkrimi vereint, der junge und ältere Lesern bestimmt gleichermaßen begeistern kann. 

Die Reihe:
1) Lockwood & Co. Die Seufzende Wendeltreppe 
2) Lockwood & Co. Der Wispernde Schädel 
3) Lockwood & Co. Die Raunende Maske
4) Lockwood & Co. Das Flammende Phantom