Rezension

Die revolutionärste aller Erfindungen

Papyrus -

Papyrus
von Irene Vallejo

Bewertet mit 3 Sternen

Als begeisterte Buchleserin und besonders als ich las, dass Irene Vallejo ein erzählendes Sachbuch über die Geschichte der Welt in Büchern geschrieben hat war ich sofort Feuer und Flamme für “Papyrus“.

Die Autorin beschränkt sich zeitlich auf die Ereignisse rund um das Buch, die ersten Bibliotheken und das Lesen im antiken Griechenland bis hin zum Untergang des römischen Reichs. Immer wieder macht sie aber Zeitsprünge oder findet Parallelen in unsere heutige Zeit, die 1930 - 1950 Jahre und seltener auch ins 18./19. Jahrhundert.

Wir erleben wie die ersten Bibliotheken entstehen, die ersten Schriftrollen angefertigt und katalogisiert wurden, allen voran die Bibliothek von Alexandria, welche Revolution das Alphabet damals war - und heute noch für uns ist. 

Vallejo erzählt uns von den ersten „mobilen“ Buchhandlungen, wie sich die lesende Gesellschaft in der Antike entwickelt hat, welche Rolle die Frauen dabei spielten. Sie lässt uns miterleben wie Bibliotheken durch Krieg oder Naturgewalten zerstört wurden oder einzelen Werke der Zensur zum Opfer fielen, macht deutlich welcher Verlust dies auch heute noch ist. Sie schafft es, uns die Figuren, welche eine besondere Bedeutung bei der Entwicklung des Buchs und der Lesekultur gespielt hatten, sehr nahe zu bringen.

Aus jedem Absatz spürt man die Begeisterung der Autorin für das Buch und die Antike. Vallejo hat ein unglaubliches Fachwissen, sie ist quasi eine „wandelnden Bibliothek“. Ich als Leser (mit blindem Fleck in der Antike) hatte quasi ständig das Gefühl ich stolpere einer Museumsleiterin hinterher, die mir unglaubliches und spannendes über die Welt der Bücher aus einer mir unbekannten Zeit erzählt, gleichzeitig aber immer ein Verbindung ins Hier und Jetzt parat hat - und vor lauter Staunen und „Aha“ komme ich einfach nicht mit. 

Das Genre von Papyrus lässt sich für mich in keine Schublade stecken. Manche Absätze lesen sich wie ein Roman, andere wie ein Essay, Tagebucheintrag oder auch mal wie ein Sachbuch. 

Das ist auch gleichzeitig mein einziger, aber gewichtiger, Kritikpunkt an dem Buch - mir fehlt der roten Faden. Zeitlich hatte ich ständig große Schwierigkeiten das gelesene in die richtige Reihenfolge einzuordnen. Ich hätte mir dringend einen ausführlichen Zeitstrahl im Anhang gewünscht. Die Autorin springt auch sehr oft in der Zeit. Ich habe zwar viele tolle, einzelne Anekdoten behalten, habe aber keine Ahnung in welcher Reihenfolge diese passiert sind. Insgesamt war bei der Lektüre die Leserunde eine große Hilfe, sonst hätte ich es bestimmt nicht zu Ende gelesen.

Für mich ist Papyrus kein Buch zum chronologischen Lesen, sondern eher zum selektiven immer wieder Nachschlagen. Das habe ich so nicht erwartet und auch noch in keinem anderen Sachbuch erlebt. Daher bleibt dieses Buch auf jeden Fall in meinem Regals stehen.