Rezension

die Schatten von New Orleans

Die Schatten von New Orleans - Oliver Becker

Die Schatten von New Orleans
von Oliver Becker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Cynthia Crane wächst als Hausmädchen in dem Haushalt der reichen Familie van Buren in New York auf. Es ist die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihr Leben ist ihr klar vorherbestimmt, doch dann verliebt sie sich in David den Sohn und einzigen Erben des Hauses. Gemeinsam planen sie ihre Zukunft, aber dann kommt alles ganz anders und Cynthia findet sich im berüchtigten Gefängnis Rabennest wieder. Nun muss sie lernen damit zu leben als Verbrecherin zu gelten. Warum wurde ihr das angetan? Was ist geschehen und wo ist David? Fragen, die ihr einfach keiner beantworten kann oder will. Schnell merkt sie da muss noch mehr dahinter stecken, aber was ist nur plötzlich los.

In diesem historischen Roman nimmt der Autor Oliver Becker seine Leser mit nach New York aber der Aufenthalt dort ist nicht von langer Dauer. Zunächst wird das beschauliche Leben im Hause der van Burens geschildert, dann wie Cynthia in das Gefängnis gebracht wurde und wie sie dort lernte, mit ihrem Schicksal zu Recht zu kommen. Sie findet Anschluss an eine Mitinsassin, diese hilft ihr später in den Straßen von New York denn aus dem Gefängnis können sie fliehen. Für Cynthia wird bald klar sie muss ihr Schicksal in einer anderen Stadt suchen. So geht es dann bald weiter in den Süden nach New Orleans.

Die Protagonisten dieser Handlung sind bunt gemischt, auf der einen Seite Cynthia, die zwar als Magd gearbeitet hat aber trotzdem wohl behütet aufgewachsen ist. Dann Danny, ein junger Mann, den sie in den Straßen von New York kennenlernt und der seinen Lebensunterhalt mit nicht so ganz legalen Mitteln finanziert. Danny wird ihr zum guten Freund und Retter. Dabei ist diese Freundschaft für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich denn Danny ist ein Schwarzer, der auf den Straßen von New York lebt und einer Piratenbande angehört. Auf diesem Wege erhält der Leser Einblicke in das Leben dieser Stadt in der untersten Einwohnerschicht. Überhaupt hat der Autor immer wieder geschickt die Lebensumstände der Zeit mit eingeflochten.

Dann ist da ein seltsamer fast blinder Mann, der in einem zweiten Handlungsstrang von sich erzählt. Dieser Teil setzt sich nicht nur durch eine andere Wortwahl von der Geschichte ab er ist auch optisch anders geschrieben. So weiß der Leser immer genau, bei wem er gerade ist. Dieser Mann tritt lange nicht richtig in Erscheinung und ist nicht greifbar, macht die Geschichte aber mysteriös und spannend.

Der Erzählstil von Becker lässt sich leicht und locker lesen und ist dabei bildhaft gestaltet. Er hat es vortrefflich verstanden das Leben dieser Zeit zu schildern und auch den Aberglauben hier leben einzuhauchen. Eine seltsame alte Frau sagt Cynthia die Zukunft voraus und gibt ihr einen noch merkwürdigeren Satz mit auf den Weg: „Er ist nicht der, den du liebst, und du bist nicht die, die du bist.“ Dieser Satz begleitet Cynthia weiter auf ihrer Suche und gibt mehr Rätsel auf als das er Klarheit bringt. Der Glauben dieser Zeit ist überhaupt schwer zu greifen, Becker hat es aber geschafft ein Gefühl dafür zu entwickeln und so fühlt man sich beim Lesen irgendwie direkt dabei.

Auf dem Cover ist eine Puppe zusehen, die scheinbar von einer Feder durchbohrt wird. Die Farben sind dunkel gehalten und so wirkt es etwas mysteriös. Hat der Leser aber erst mal das Buch gelesen, so wird auch schnell die Verbindung zu Puppe und Feder klar. In einem Nachwort klärt der Autor noch kurz Fiktion und Wahrheit.

„Die Schatten von New Orleans“ ist ein weiterer historischer Roman von Oliver Becker. Gekonnt entführt er seine Leser diesmal in den Süden Nordamerikas. Er erzählt von Freundschaft, Liebe und Aberglauben. Die Geschichte von Cynthia Crane ist fesselnd und ungewöhnliche Wendungen sorgen hier für Spannung. Die Liebesgeschichte ist gut mit der Geschichte verwoben und birgt so manche Überraschung.