Rezension

Die Schöne und das Biest

Vor uns das Leben - Amy Harmon

Vor uns das Leben
von Amy Harmon

Klappentext:
Ambrose, der Star der Highschool, der Held einer ganzen Stadt. Er scheint alles zu haben - und doch kämpft er mit Problemen, die der Außenwelt verborgen bleiben. Bailey, der Junge im Rollstuhl. Er ist krank, weiß, dass er sterben wird. Und er lebt jeden Tag seines Lebens, als wäre es sein letzter. Fern, die schlau ist, aber nicht hübsch, und trotzdem in allem um sich herum das Schöne erkennt. Fern, Bailey und Ambrose. Drei Jugendliche in einer Kleinstadt in den USA, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Drei Jugendliche, die dachten, sie wüssten, was das Leben für sie bereithält. Und denen das Schicksal in die Quere kommt …

Die Autorin:
Amy Harmon wusste schon als Kind, dass sie einmal Schriftstellerin werden würde. Aufgewachsen umgeben von Weizenfeldern und ohne Fernseher hat sie ihre Freizeit mit Singen und Lesen verbracht und bald selbst eigene Lieder und Geschichten geschrieben. Später arbeitete sie als Lehrerin und war Mitglied des Saints Unified Gospel Chors, der 2005 einen Grammy erhielt.

Meine Meinung:
Ambrose Young, Star des Ringerteams von Hannah Lake und Liebling der Mädchen, verbindet nicht viel mit Fern Taylor, einer unscheinbaren grauen Maus, die mit ihrem Cousin Bailey Sheen meistens zusammen ist und ihm bei all den Alltagsproblemen hilft. Bailey hat Duchenne-Muskeldystrophie. Diese Krankheit hat ihn immer mehr an den Rollstuhl gebunden, doch er ist ein Ausbund an positiver Lebenseinstellung und erweist sich so manches Mal als sehr weise.
Fern ist ein Mädchen, das sehr leise und sensibel ist, eben die stille Beobachterin, die sich versteckt, obwohl sie neben ihrem Einfühlungsvermögen auch noch viel Intelligenz und Humor zu bieten hat. Sie ist schon lange in Ambrose verliebt. Er ist groß und muskulös, hat lange Haare und ein markantes Gesicht. Aber nicht nur das ist es, was sie fasziniert, sondern sein Wesen, das er vor anderen verbirgt und das sie durch eine Schummelei zu Gesicht bekommt.
Die drei stehen kurz vor ihrem Schulabschluss, der weiter zum College führt. Doch der 11. September 2001 weist Ambroses Leben eine ganz andere Richtung, die das Schicksal herausfordert. Und auch Fern und Bailey werden langsam erwachsen...

Wenn ich darüber nachdenke, habe ich noch nie ein Buch gelesen, in dem mir drei Hauptfiguren so ans Herz gewachsen sind, wie in "Vor uns das Leben". Alle sind überaus liebenswert, sodass man ihnen wünscht, dass sie ihren Platz finden und glücklich werden.
Auch die Nebenfiguren sind richtig gut gezeichnet.

So viele Themen finden sich in dieser berührenden Geschichte; nicht nur Liebe, Sehnsucht und Vertrauen, sondern auch Freundschaft, Krieg, Schuld, häusliche Gewalt und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Denn das ist es, was uns am meisten beschäftigt, auch wenn wir es nicht jeden Tag aussprechen.

Mir gefiel die Botschaft sehr, die hier vermittelt wurde: Es geht nicht um einen selbstverliebten Jungen, der sich seines guten Aussehens ständig bewusst ist und das ausnutzt. Es geht nicht um ein verletzliches Mädchen, das ihm ständig nachhängt, sondern sie ist selbst eine starke Persönlichkeit, die nicht minder interessant ist. Die Geschichte erzählt viel mehr, als man auf den ersten Blick glaubt: Schönheit blendet, sie ist eben nicht alles, dass man hinter die Fassade blicken sollte, dass sich Dinge ändern und man aus ihnen auch etwas machen kann. Und dass man an sich glauben sollte und auch Emotionen zulässt.

Es gibt so viele schöne und nachdenklich machende Zitate:
"Ich glaube, mit Menschen ist es genauso. Wenn man sie wirklich wahrnimmt, sieht man nicht mehr die perfekte Nase oder die geraden Zähne. Man sieht nicht mehr die Aknenarben oder das Grübchen im Kinn. Diese Dinge verwischen, und plötzlich kann man die Farben erkennen, das Leben im Inneren der Hülle, und der Begriff Schönheit bekommt eine völlig neue Bedeutung."

Anleihen zu "Cyrano de Bergerac" und "Die Schöne und das Biest" finden sich auch, die die Autorn gekonnt verpackt hat.

Ich kann "Vor uns das Leben" all denen ans Herz legen, die Geschichten mit realistischen Charakteren mögen, gelegentlich schmunzeln möchten, über das Gelesene nachdenken wollen und die Fans außergewöhnlicher Liebesgeschichten sind.

Das Buch hallt noch eine Weile nach.

5 Sterne.