Rezension

Die Schriftstellerei als Therapie

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Linda Conrads lebt seit einigen Jahren zurückgezogen in ihrem kleinen Haus. Sie wurde bekannt durch ihre Romane, die sie berühmt gemacht haben. Zurzeit schreibt sie wieder einen Roman, in dem die Protagonistin Sophie im Mittelpunkt steht. Charlotte unterstützt Linda im Alltag, und ist somit die gute Seele im Haus – auch für Lindas Hund Bukowski.  Linda kann sich deshalb ganz und gar ihrer Schriftstellerei widmen. Aber dieses zurückgezogene Leben birgt Schattenseiten, die eines Tages sich verstärken als Linda einem Mann im Fernsehen sieht, dem sie vor einigen Jahren schon einmal begegnet ist. Sie kann sich nur noch an die Augen des Mannes erinnern. Diese Augen gehören angeblich dem Mörder Lindas Schwester Anna. Anna und Linda waren zu Lebzeiten nicht immer ein Herz und eine Seele, aber dennoch möchte Linda den Mörder ihrer Schwester nach den vielen Jahren finden. Da bietet sich ihr eine Gelegenheit. Wird Linda den Mörder ihrer Schwester überführen können?

Melanie Raabe gelang mit ihrem Debüt „Die Falle“ ein raffinierter und hervorragender Thriller, bei dem sie die Leserschaft manches Mal auf die falsche Fährte führte. Ihr Schreibstil ist nachvollziehbar und einfach verständlich geschrieben. Beim Schreibstil fällt vor allem die Psychologie ins Gewicht, die die Geschichte somit spannend erzählt bis (fast) ans Ende der Geschichte. Linda stellt die einsam lebende Hauptprotagonistin in diesem Thriller dar, die sehr zurückgezogen lebt. In Rückblenden lernt man Lindas Schwester Anna anhand von Lindas Gedanken über die damalige Zeit kennen. Anna stellt dagegen eine Frau dar, die ihr Leben ausgiebig und lebensbejahend genoss. Genau das gegenteilige Leben von Linda. Der angebliche Mörder von Anna soll der Journalist Victor Lenzen sein. Er arbeitete einige Jahre im Ausland – besonders in Krisengebieten – doch plötzlich taucht Victor Lenzen in der Öffentlichkeit auf. Als Linda diesen Moment erlebt, erwacht sie aus ihrer Lethargie, und will nun nach über zehn Jahren herausfinden, wer ihre Schwester umgebracht hat, denn der Mörder ist seit damals aufgrund von Mangel an Beweisen „noch“ nicht gefasst worden. Die Autorin schrieb ihren Thriller in zwei Teilen. Der eine Teil stellt die Gegenwart von Linda dar, die manches Mal gedanklich in die Vergangenheit zurückschweift. Und der andere Teil des Thrillers stellt das Buch im Buch dar, indem Ausschnitte aus Lindas aktuellem Roman dargestellt werden.  Lindas Roman erzählt eine ähnliche Geschichte wie Lindas eigenes Leben. Mit dieser Raffinesse spielt die Autorin auf die Psychologie der Hauptprotagonistin Linda und der Hauptprotagonistin Sophie in Lindas Roman an. Die Leserschaft wird somit mit psychologischen Häppchen ausgestattet, die die Leserschaft unter Hochspannung mitfiebern lässt.

Nach diesem tollen Thriller wünsche ich mir weitere spannende und psychologische Geschichten von Melanie Raabe. Gerne dürfen wieder starke und schwache Frauen im Mittelpunkt stehen. Dieses Buch darf in keinem Thriller-Regal fehlen.