Rezension

Die See bringt immer die Wahrheit ans Licht

In blaukalter Tiefe -

In blaukalter Tiefe
von Kristina Hauff

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

„Ein Segeltörn in die wildromantischen schwedischen Schären – Caroline und ihr Mann Andreas erfüllen sich damit einen lang gehegten Traum. Auch Andreas’ junger Anwaltskollege und seine Freundin sind an Bord sowie der undurchschaubare, faszinierende Skipper Eric. Der Urlaub beginnt mit frischem sonnigen Wetter und erlesenen Abendessen, doch bald wird die See rauer und verborgene Konflikte lassen die Luft unter Deck immer drückender erscheinen. Bis eines Nachts ein gefährlicher Sturm losbricht.“

 

Autorin Kristina Hauff ist mir mit ihrem Roman „Unter Wasser Nacht“ in sehr positiver Erinnerung geblieben und genau deshalb war die Neugier auf ihr neustes Werk auch so groß. Gleich vorab: selbsternannte Hobbypsychologen und Analysten werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Hauffs Roman ist feinste Paar-Analyse verbunden mit Psychologie und selbstredend dem Verlauf des vermeintlich normalen Lebens der Hauptprotagonisten. Der Segeltörn ist eigentlich schon Metapher genug. Warum ich das so sehe? Wenn Menschen auf See auf engstem Raume zusammen „leben“ müssen, birgt das immer Risiko für Streitereien, Konflikte und schlussendlich ist es Türöffner für unsere Seele und die der anderen Partei. Ich kann dies aus eigener beruflicher Erfahrung klar bestätigen. Aus Konflikten lernt man immer. Meist zumindest wenn man offen dafür ist. Das war schon zu den alten Seefahrer-Zeiten so und so ist es auch heute noch bei einem simplen Segeltörn. Wer hat das Sagen? Wer ist für was verantwortlich und vor allem der intimste Fragepunkt: Kommt man mit allen irgendwie klar? Auf See gibt es bei Konflikten wenig Rückzugsmöglichkeiten und ganz früher wurden Störenfriede sowieso gleich als Unheilsbringer namens „Jonas“ verurteilt und über Bord geworfen. In Hauffs Geschichte prallen ebenso Welten aufeinander. Die Protagonisten wollen einen Segeltörn zusammen verbringen. Andreas hat dieses „Abenteuer“ in die Wege geleitet und bezahlt. Und genau das zeigt er in vollen Zügen - er hat allen etwas Gutes tun wollen, er ist der Glücklichmacher nur haben bald alle anderen Crew-Mitglieder diese Selbstdarstellung satt, selbst sein Frau Caroline ist genervt von ihm. „Kapitän“ bzw Skipper des Törns ist Eric. Er ist wahrlich seltsam verschlossen. Er wirkt wie die Kiste Gold die gefunden wurde aber der Schlüssel dazu fehlt. Aber warum nur? Und dann sind da auch noch Daniel und Tanja. Man könnte erst vermuten hier ist einer das fünfte Rad am Wagen aber die Konflikte lassen nicht lange auf sich warten genau wie das Wetter. Das Wetter auf See ändert sich oft rasend schnell und genau so ist es auch hier mit den Konflikten. Hauff zeichnet hier feine Bilder die man nur erzählen kann wenn man eine besondere Auffassungsgabe hat. Sie nimmt den Leser mit in eine besondere Natur die aber nebensächlich ist und nicht im Vordergrund steht. Hier steht das Menschliche und Zwischenmenschliche im Vordergrund und natürlich auch der Umstand der Herberge. Wie bereits gesagt, werden hier Analysten ihre wahre Freude daran haben und die unterschiedlichsten Dinge aufnehmen in jeglicher Hinsicht. Egal ob es die Wortwahl ist die sich ändert oder auch die Gespräche zwischen den Partnern selbst - hier brodelt nicht nur die See! Man spürt fast die schneidende Luft an Bord. Hauff beschert dem Leser dadurch einen enormen Spannungsbogen der immer wieder genau an der richtigen Stelle angesetzt ist und Lesefreude bringt. Die Wendungen kommen immer stimmig und gekonnt eingebaut, die Schilderungen und Beschreibungen zur Natur bieten den Grund für alles und sind ebenfalls bestens ausgesucht. Selbst der Schiffsname „Querelle“ passte hier mehr als perfekt - dieses Boot trug wahrlich die Klage auf See aus und dabei zeigten alle ihre wahren Gesichter. Für diese fesselnde und spannende Geschichte vergebe ich 5 Sterne und ich freue mich jetzt schon auf weitere geniale Bücher aus der Feder von Kristina Hauff! Absolute Leseempfehlung für „In blaukalter Tiefe“!