Rezension

Die Seiten der Welt - Wundervoll und zugleich Schade

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Schade. Nachdem ich die Seiten der Welt nun beendet habe, lässt es mich mit gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite bin ich ein großer Fan von Kai Meyer, seine Bücher begleiten mich schon mein halbes Leben. Ich bin sehr angetan von seinem Schreibstil und die Seiten der Welt schien ein Buch wie gemacht für mich zu sein. Bibliomantik! Eine fantastische Idee und gerade für Buchliebhaber ein Muss an dem man nicht vorbei kommt.

Ich fand Furia direkt sympathisch, das Haus in dem sie lebte, die Diener, ihr ängstlicher Bruder Pip, der sich das Gesicht wie ein Clown bemalt, Sunderland und sogar Tiberius Faerfax waren für mich ein Gesamtpaket das gestimmt hat. Eine magische Bücherwelt regiert von der Akademie, die ihre Kräfte und Macht aus Büchern zieht. Für mich einfach nur toll, da lass ich mich doch gerne fallen.

Ich war auch sehr begeistert von der Umgarnten und ihren Kavalieren, Mater Antiqua und ganz besonders von Severin. Begleitet von diesen positiven Gefühlen und einem positiven Leseerlebnis (der Handlungsstrang gefiel mir: Entführung, Flucht, Entschreibung, Rebellion gegen eine Diktatur), war für mich der Abschluss daher besonders enttäuschend.

Auf der anderen Seite bin ich von den Entwicklungen, Wendungen und Erklärungen zum Ende hin überrollt worden. Circa hundert Seiten vor Schluss war ich überzeugt davon, dass es eine Fortsetzung geben würde, da ich mir nicht vorstellen konnte, wie Meyer die Geschichte schlüssig beenden wollte.

Leider hetzt er seine Geschichte in den Schluss. Zu viele Baustellen werden einfach viel zu schnell aufgelöst: Severin, Siebenstern, Mater Antiqua, Sunderland. Ich hab so viel Potenzial darin gesehen, dass ich wirklich der Meinung bin, dass es in diesem Fall besser gewesen wäre eine Fortsetzung dranzuhängen. Und so verschenkt Meyer Potenzial.

Die Idee um Severin war zudem ein Plus und gleichzeitig ein Minus. Ich fand sie so gut, aber wünschte mir auch gleichzeitig eine andere Entwicklung, vllt mehr Romantik, vllt mehr Zauber, aufjedenfall bin ich der Meinung dies hätte Meyer größer aufziehen können. Schade, die Idee war so gut, um am Ende nicht das zu Erfüllen wozu sie in der Lage gewesen wäre.

In die Seiten der Welt wurde viel Gutes reingesteckt  (besser als Meyers letztes Buch Phantasmen), eine komplette Enttäuschung war es für mich nicht, dennoch schwächt der Schluss der Geschichte meine Begeisterung deutlich ab. Das ist dann wieder so eine Sache mit der Erwartung.

„Erneut atmete sie tief ein, saugte den Bücherduft in ihre Lungen und noch heftiger in ihr Herz. Dann tauchte sie ab in die Untiefen der Bibliothek und war bereit, sich allem zu stellen, was hier leben mochte.“