Rezension

die souveräne Leserin von Alan Bennett

Die souveräne Leserin
von Alan Bennett

Das war eine Stimme, dachte sie, als ein Junge ein Klarinettensolo spielte: Mozart – eine Stimme, die jeder hier im Saal erkannte, obwohl Mozart seit zweihundert Jahren tot war. Der Junge kam zum Ende, das Publikum applaudierte, und auch sie beugte sich klatschend zu einem Mitglied ihrer Gesellschaft, als wollte sie ihre Anerkennung teilen. Doch eigentlich wollte sie sagen, so alt sie auch war, so berühmt sie auch war – niemand kannte ihre Stimme. Und im Wagen, der sie nach Hause brachte, sagte sie plötzlich: »ich habe keine Stimme.«

Als die Queen dem Kläffen ihrer Hunde folgt, wird sie zum ersten Mal auf den Bücherbus vor der Küchentür des Buckingham Palace aufmerksam. So fängt alles an. Es ist die Schuld der Hunde.

Um sich zu entschuldigen, betritt sie den Bus und aus reiner Höflichkeit leiht sie ein Buch aus, das sie jedoch nicht lesen wird. Erst bei ihrem nächsten Besuch findet sie langsam Gefallen daran und schließt außerdem Freundschaft mit dem Küchenjungen Norman, der eine heimliche Vorliebe für Bücher homosexueller Autoren hat. Kurz darauf erhebt sie ihn von seinem Posten zu ihrem Pagen. Von nun an ist die Queen nicht mehr sie selbst. Sie vernachlässigt ihre Pflichten, verfällt in einen regelrechten Lesewahn. Dabei speist Norman ihre Gier immer wieder mit neuen Büchern. Man sieht sie nicht mehr ohne eine Lektüre und obwohl sie zunächst versucht, sich ihrem Volk gegenüber diskret zu verhalten, dringt ihre Vorliebe schnell nach außen.

Dem Hofstaat jedoch gefällt es gar nicht, wer mag es ihm verübeln. Vor allem ihr Privatsekretär Sir Kevin teilt die Aufmerksamkeit der Queen nur ungerne mit irgendwelchen Büchern, die nicht einmal politischer Natur sind. Doch nicht nur das, Lesen kann auch schließlich eine Barriere zu ihrem nicht lesenden Volk schaffen, sie von diesen distanzieren. 

So versucht er vergebens, sie vom Lesen abzuhalten. Auf Reisen lässt er ihre Bücher an einen anderen Ort bringen und Norman schickt er an eine ferne Universität. Doch so leicht lässt sich die Queen von ihrer neuen Leidenschaft nicht abhalten. Sie liebt das Lesen, es macht sie nachdenklich und die Menschen in einem völlig anderen Licht erscheinen. Doch Lesen soll nicht ihre einzige Leidenschaft sein. Wenn sie nicht gerade ihre Nase in Bücher steckt, macht sie sich viele Notizen, zu dem Gelesenen, ihrem Umfeld, sich selbst. 

 

 

Das war eine Stimme, dachte sie, als ein Junge ein Klarinettensolo spielte: Mozart – eine Stimme, die jeder hier im Saal erkannte, obwohl Mozart seit zweihundert Jahren tot war.

Der Junge kam zum Ende, das Publikum applaudierte, und auch sie beugte sich klatschend zu einem Mitglied ihrer Gesellschaft, als wollte sie ihre Anerkennung teilen. Doch eigentlich wollte sie sagen, so alt sie auch war, so berühmt sie auch war – niemand kannte ihre Stimme. Und im Wagen, der sie nach Hause brachte, sagte sie plötzlich: »ich habe keine Stimme.« 

 

 

Die souveräne Leserin ist mein erstes Buch von Alan Bennett und so erfrischend und leicht sein Stil auch sein mag, mich hat es nicht ganz überzeugt. All die guten Worte, die ich überall darüber höre, lassen mich staunen. Es ist ein gutes Buch, durchaus. Aber es ist eben nicht mehr als das. Selbst der Humor, den alle so loben, kam offenbar nicht bei mir an. 

Mir fehlte die Tiefgründigkeit, das Besondere und die Zeit, richtig in das Buch einzusteigen.

 

 

Einen passionierten Leser lässt es übrigens auch nicht gerade mit einem guten Gefühl zurück. Obwohl es um Bücher geht, würde ich diesen Roman keinem Buchliebhaber empfehlen. Bücher spielen hier eher eine negative Rolle und ich bleibe nun mit dem Gefühl, ob ich mit dem Lesen meine Zeit verschwende und meine Ziele aus den Augen verliere.