Rezension

Die Spannung hat leider gefehlt

Der Leuchtturmwärter - Camilla Läckberg

Der Leuchtturmwärter
von Camilla Läckberg

Der Klappentext von Der Leuchtturmwärter verspricht ein spannender, atmosphärischer Krimi zu sein, der im wunderschönen Schweden spielt. Ein Krimi ist dieses Buch auch: jemand wird tot aufgefunden und das Ermittler-Team beginnt, sich auf die Suche nach dem Mörder zu machen.
Doch etwas Essentielles hat mir bei diesem Buch leider von Anfang an gefehlt - die Spannung.

Im Gegensatz zu anderen Krimis, die ich gelesen habe, setzt dieses Buch nicht direkt mit dem Fund einer Leiche und den darauf folgenden Ermittlungen ein. Von Beginn an wird hier sehr viel Wert auf das Innenleben der einzelnen Charaktere und deren Beziehungen untereinander gelegt - für meinen Geschmack schon etwas zu viel. Denn bis es überhaupt zum Leichenfund kommt und die eigentliche Handlung einsetzt, dauert es ein Weilchen. Somit habe ich den Einstieg in das Buch leider als etwas beschwerlich empfunden und auch im weiteren Verlauf der Geschichte hat mir die Spannung schlichtweg gefehlt.
Es gibt sehr viele Charaktere in diesem Buch, die auch alle ganz toll ausgefeilt sind und die sicherlich alle eine Portion Aufmerksamkeit verdient haben. Mehrere der Charaktere stehen im Wechsel im Fokus und jeder hat mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Patrik und Erica mit der Geburt der Zwillinge, Ericas Schwester Anna muss mit dem Tod ihres Kindes zurecht kommen, Annie ist mit ihrem Sohn aus ihrer Heimat geflohen, die Eltern des Mordopfers mit dem tragischen Tod ihres Kindes, Vivianne und ihr Bruder scheinen nicht ganz ehrlich damit zu sein, wer sie wirklich sind, und so weiter. Man merkt, viele Charaktere und viele eigene, kleinere und größere Konflikte. Doch leider konnte ich zu keinem der Charaktere eine wirkliche Verbindung aufbauen. Und das aus dem einfachen Grund, dass mir die einzelnen Abschnitte zu kurz waren. Da hatte ich mich gerade in einen Charakter "reingelesen", konnte dessen Situation nachvollziehen und wurde mit ihm langsam warm, da war der Abschnitt auch schon vorbei und die nächste Person war dran. Dies hat einem als Leser zwar sehr viele Einblicke in die Charaktere gegeben, mich hat der ständige Wechsel allerdings eher verwirrt. Zusätzlich ist für mich die eigentliche Problematik der Geschichte - die Suche nach dem Mörder - durch die vielen anderen privaten Sorgen und Probleme der Personen in den Hintergrund gerückt.
Sehr interessant zu lesen fand ich hingegen die Einschübe aus dem 19. Jahrhundert, die von Emilie berichten, die nach ihrer Vermählung mit dem Leuchtturmwärter nach Graskär, der sogenannten Geisterinsel, zieht.

Die Lösung des Falls erweist sich als recht schwierig und die Ermittler geraten immer wieder in Sackgassen, beim Lesen habe auch ich immer wieder Vermutungen angestellt. Wie sich hinterher herausgestellt hat, lag ich hierbei gar nicht so falsch. Auch andere kleine Auflösungen am Ende, die nicht direkt mit dem Mord in Verbindung stehen, habe ich bereits sehr schnell geahnt und fand es schade, dass dieser Wow-Effekt bei Der Leuchtturmwärter für mich ausblieb. Besonders große Überraschungen hielt das Buch für mich daher leider nicht bereit.

Vielleicht hätte mir der Krimi besser gefallen, wenn ich die vorherigen sechs Bücher der Autorin, die von denselben Ermittlern und Personen handeln, vorher gelesen hätte. Vielleicht hätte ich die Charaktere dann bereits gekannt und mich hätten die kurzen Abschnitte nicht so massiv gestört. Da mir trotz der vielen Problemchen die Atmosphäre und der übrige Erzählstil in Der Leuchtturmwärter durchaus gut gefallen haben, werde ich mir diese Bücher sicher einmal genauer anschauen.
Aufgrund der fehlenden Spannung und des Mordes, der eher in den Hintergrund rückt, konnte mich dieses Buch aber nicht vollständig überzeugen.