Rezension

Die Spannung kam zum Schluss

Brixton Hill - Zoë Beck

Brixton Hill
von Zoë Beck

Bewertet mit 3 Sternen

"Brixton Hill" ist ein eher unaufgeregter Krimi bzw. Thriller, der sich zunächst eher gemütlich durchschmökern lässt, ehe er doch in ein recht interessantes Spannungsfinale mündet, ohne mit einem effektheischenden showdown abzuschliessen.

"Brixton Hill" erzählt die Geschichte der aus einer Privatbankiersfamilie stammenden Eventmanagerin Emma, gemeinhin nur "Em" genannt, welche ihren Stalker Alan als Verantwortlichen sieht, als zunächst das Gebäude, in welchem sich Em aufhält, technisch manipuliert wird, woraufhin die extreme Rauchentwicklung Ems beste Freundin Kimmy in Panik aus dem Fenster springen und zu Tode stürzen lässt. Nur kurze Zeit später gerät auch die Wohnung, in der Emma lebt, in Brand und fordert ein weiteres Todesopfer: Für Emma ist klar, dass Alan sie töten will, während ihre Verwandtschaft fürchtet, dass die Vorfälle nicht gezielt auf Emma ausgerichtet waren, sondern die ganze Familie - nicht zuletzt aufgrund ihres Status im Finanzwesen - anvisiert ist.
Als Emma Alan zur Rede stellt, spricht dieser eine Warnung aus  und bestätigt Emma, dass sie in Gefahr sei. Emma fasst dies zunächst als Drohung auf, doch kurz darauf verschwindet auch Alan spurlos, was auch seinen Mitbewohner Jay vor ein Rätsel stellt: Jay ist freiberuflicher Enthüllungsjournalist, der weiss, dass Alan sich in irgendwelche Systeme und Datenbanke gehackt hat und so an Informationen gelangt ist, die aussagen, warum Emma in Gefahr ist und was hinter den ganzen Anschlägen steckt. 
Emma, inzwischen selbst als tatverdächtig eingestuft, versucht das ganze Rätsel gemeinsam mit Jay zu lösen: Will man ihr etwas anhängen, will man ihr etwas antun - und warum? 

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Ich hatte keinen besonderen Erwartungen an "Brixton Hill", als ich den Roman zu lesen begonnen habe: Zuweilen lese ich Zoe Beck, insbesondere auch ihre immer sehr reflektierten Kolumnen, ganz gerne und die Kurzbeschreibung von "Brixton Hill" klang in meinen Ohren durchaus interessant, löste in mir aber keinen unbedingten Haben-wollen-Reflex aus. 
So unaufgeregt, wie ich mich an das Lesen dieser Lektüre machte, so unaufgeregt war auch der Roman: Auf die grosse Dramatik wurde verzichtet, auch wenn zweifelsohne schnell klar wurde, dass es sich hier um ein "ganz grosses Ding" handeln müsste, insbesondere da Em keinen besonderen Bezug zur im Familiensitz befindlichen Bank hatte, für die sämtliche anderen Angehörigen aber tätig waren, und ein sehr unauffälliges "Normalo-Leben" in London führte. 

Als zum ersten Mal die Anonymous-Gruppierung ins Spiel kam, bekam "Brixton Hill" für mich aber einen leichten unangenehmen Beigeschmack, da ich befürchtete, hier würde sich letztlich ein riesiges finanzpolitisches Komplott-Wirrwarr auftun und ich bin nun wahrlich kein Fan von Wirtschafts- und Politthrillern. Ein bisschen hat auch diese Angst meine Neugier auf die Auflösung abflachen lassen, aber eben nicht so sehr als dass ich nicht mehr weiterlesen gemocht hätte. 
In jener Furcht bestärkt wurde ich aber auch ein wenig durch den Fakt, dass die Handlung zeitlich in etwa mit dem Tode Margaret Thatchers zusammenfiel, der, in Bezug auf die Reaktionen der Bevölkerung, auch immer wieder thematisiert wurde: Ich denke, dass grad diese Szenen auch besonders dröge auf die Leser wirken könnten, die keine bis kaum Ahnung von der Eisernen Lady und ihrem politischen Wirken haben, auch wenn zwischen den Zeilen ab und an durchklingt, für welche Aktivitäten ihre Gegner sie insbesondere verurteilten. Dennoch würde ich "Brixton Hill" niemandem empfehlen, der den Namen Margaret Thatchers noch nie gehört hat bzw. nicht korrekt einzuordnen weiss. 

"Brixton Hill" entpuppte sich letztlich nicht als ausgeartetes Komplottwirrenmonstrum, sondern die Auflösung war in sich absolut rund, stimmig und nachvollziehbar, wobei ich teils schon geahnt hatte, wer hier in das Ganze verstrickt sein könnte, wobei ich die Verbindung zu Emma zunächst gar nicht so gesehen habe. Etwas Überraschung zeigte sich letztlich aber wohl auch auf meinem Gesicht, gepaart mit der verblüfften Erkenntnis: "Ach so war das also!" 

"Brixton Hill", von aussen erzählt, konzentriert sich sehr auf den Fall, wirkt dadurch eher nüchtern und ist eine absolut geeignete Lektüre für die Leser, die ruhige Krimirätsel mögen; angenehme Spannung zum "Runterkommen" und Entspannen!