Rezension

Die Spionin der Familie

Der Lavendelgarten - Lucinda Riley

Der Lavendelgarten
von Lucinda Riley

Bewertet mit 4 Sternen

~~Die Tierärztin Emilie de la Martinières hat sich aus eigener Kraft eine Existenz fernab ihrer aristokratischen Herkunft aufgebaut. Im Alter von 14 Jahren verlor sie ihren Vater, zu ihrer glamourösen Mutter Valerie hatte sie nie ein enges Verhältnis, da diese sie ihr niemals das Gefühl gab, von ihr geliebt zu werden, sondern nur ein Vorzeigeprodukt für ihre Angebereien war. Nun ist Emilies Mutter tot und sie die Alleinerbin eines Châteaus in der Provence mit angrenzendem Weingut und eines Hauses in Paris, beides haushoch verschuldet und heruntergekommen. Nachdem sie das Haus in Paris verkauft hat, beginnt Emilie mit der Renovierung des Châteaus, wobei sie viele Erinnerungen an ihre Kindheit einholen. Als Emilie den englischen Galeristen Sebastian Carruthers kennenlernt, der ihr seine Unterstützung anbietet, weil seine Großmutter mit Emilies Vater in Freundschaft eng verbunden war, verliebt sich Emilie in ihn und schon bald ziehen die beiden als Ehepaar ins englische Yorkshire, wo sie Sebastians Bruder Alex kennenlernt, der im Rollstuhl sitzt. Die beiden Brüder sind sich nicht gerade sehr zugeneigt. Während Sebastian geschäftlich fast dauernd unterwegs ist, bleibt Emilie mit Alex allein in dem dunklen Haus. Emilie findet in der Bibliothek einen Gedichtband ihrer Tante Sophia und wird neugierig, in welcher Beziehung Sophie zu den Carruthers stand. Sie beginnt, Nachforschungen anzustellen und lüftet nach und nach ein gut gehütetes Familiengeheimnis.
Lucinda Riley hat mit ihrem Buch „Der Lavendelgarten“ einen sehr spannenden, unterhaltsamen und zugleich emotionalen Roman vorgelegt, der sich über zwei Handlungsebenen erstreckt. Der erste bringt den Leser an die Schauplätze der Gegenwart an der Seite von Emilie, der zweite schildert die Geschehnisse um Emilies Tante Sophia während des 2. Weltkrieges. Der Schreibstil weiß durch eine gefühlvolle und flüssige Art zu überzeugen, der Leser wird mit den ersten Seiten praktisch in die Handlung hineingesogen und kann sich dem Zauber der Geschichte nicht entziehen. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und wird durch die sich abwechselnden Handlungsstränge immer mehr gesteigert. Der geschichtliche Hintergrund wurde sehr gut recherchiert und bildet eine schönen Rahmen für die erzählte Geschichte.
Die Charaktere wurden sehr detailliert und liebevoll ausgestaltet, sie wirken lebendig und authentisch. Emilie ist eine sympathische, aber unsichere junge Frau, die innerhalb des Romans leider etwas unscheinbar wirkte. Sie fühlte sich nie wirklich geliebt und hat die Wärme ihrer Mutter Valerie immer vermisst. Im Verlauf des Romans entdeckt man allerdings eine Entwicklung bei Emilie, sie wird selbstbewusster und selbstbestimmender. Ihr Vater Edouard war ein mutiger und aufrichtiger Mann, der an den Schicksalsschlägen seines Lebens zerbrach. Sebastian ist ein typischer Geschäftsmann, kalt zynisch und unnahbar, er strahlt wenig Wärme und Sympathie aus, vor allem in Gegenwart seines Bruders Alex. Tante Sophia hat zwar ein liebreizendes Wesen, wirkt allerdings auch eher spröde und unterkühlt. Constance Carruthers ist in diesem Buch der Charakter, der alle überstrahlt. Man muss sie einfach bewundern für ihren Mut und Aktivitäten im 2. Weltkrieg.
„Der Lavendelgarten“ ist ein wirklich gelungener, spannender und romantischer Roman, der alle faszinieren dürfte, die gern Geheimnisse lüften und sich auch für historische Hintergründe interessieren. Absolute Leseempfehlung für ein recht dickes Buch, das so kurzweilig ist!