Rezension

Die Sprache der Welt

Brot backen in Perfektion mit Hefe - Lutz Geißler

Brot backen in Perfektion mit Hefe
von Lutz Geißler

Bewertet mit 5 Sternen

Brot, so schreibt Geißler, ist die einzige Sprache der Welt, die alle Menschen verstehen. Über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage kann ich nicht urteilen, aber so viel kann ich festhalten: Dieses Buch ist gut zu verstehen und gut umzusetzen. Etwas über mich: Ich habe erst vor kurzem entdeckt, dass man Lebensmittel selbst herstellen kann. Man muss gar nicht immer fertig kaufen, man kann es selbst kochen, backen, braten, was auch immer. Ihr seht, hier steht kein Küchenprofi. Hier ist jemand, der Anweisungen braucht, diesen aber auch folgen kann. So weit, so gut. War es möglich, den Anweisungen in diesem Buch zu folgen?

Dickes, fettes Ja. Jeder, der des Lesens und Verstehens mächtig ist, wird fähig sein, den Schritt-für-Schritt-Anleitungen mitsamt Bildern folgen zu können. Dazu muss ich erwähnen, dass man aber auch vorher lesen sollte. Dann weiß man nämlich, dass man sich nicht sklavisch an die Zeiten halten muss. Es gibt jede Menge Luft nach oben oder unten, also kein Grund, wie bei einem aufzupäppelnden Babylöwen nachts halb zwei aufzustehen und sich um den Teig zu kümmern. Versuch macht kluch, deshalb darf man sich auch was trauen. Es gibt zu jedem Brot/Brötchen/Teig eine Grundart, ihn herzustellen: diese Grundart sollte man verinnerlichen oder zumindest mit einem der beiden Lesebändchen immer griffbereit haben. Hier ist auch die Erklärung für die von so vielen Nicht-ein-Brot-backenden Ich-bin-Erster-Rezensenten erwähnten zwei Lesebändchen: Eines lässt man im Rezept selbst, um die Zutaten parat zu haben, eines in der Anleitung zur Herstellung des Grundteiges oder auf den Seiten, wo genau beschrieben wird, wie das Aufziehen funktioniert.

Jetzt wollt ihr sicher wissen, ob ich überhaupt gebacken habe und wie es funktionierte. Erstens: ja. Mittlerweile ist der dritte Teig für das dritte unterschiedliche Brot beim Ruhen. Das tun diese Teige die meiste Zeit, nämlich ... nichts. Ehrlich. Die liegen da faul in ihrer Schüssel rum, alle paar Stunden komme ich vorbei und ziehe sie auf, was sie sich genauso gern gefallen lassen wie jemand, der Massagen mag. Dann lasse ich sie wieder in Ruhe, bis es Zeit wird, sie zum Reifen ins Körbchen zu lassen oder zum Backen ab in den Topf. Dafür können sie zwischen 20 und 30 Stunden faulenzen, unter Umständen sogar länger. Weil sie faulenzen, brauchen sie auch nur einen Bruchteil der Hefe, die ein normaler Teig verzehrt, und weil die meisten Küchenwaagen keine 0,irgendwas Gramm anzeigen, gibt es am Anfang des Buches Abbildungen für die Hefeportionen. Das funktioniert wirklich, wobei ich denke, dass wegen 0,01 Gramm hin oder her kein Brot Trara machen wird.

So, und funktionierte es überhaupt? Bei einem Anfänger wie mir, geht das? Nochmals ein dickes, fettes Ja. Ich war selbst überrascht. Das erste, ein Kartoffelbrot von einem knappen Kilo, sah fast so aus wie auf dem Bild im Buch und schmeckte so gut, dass es innerhalb von zwei Tagen bis zum letzten Krümel weg war. Das zweite, das Möhrenbrot (die Möhren mussten weg), erlitt ein ähnliches Schicksal. Es ist noch ein Drittel davon da, weshalb jetzt der dritte Teig vor sich hinfaulenzen darf - und ich gehe nicht davon aus, dass der katastrophal schief gehen wird.

Also? Mir geht's wie diversen Entdeckern und Forschern, nur dass ich im wahrsten Sinne des Wortes brotreiche Kunst betreibe: es funktioniert!

Kommentare

bundc kommentierte am 06. Oktober 2016 um 13:58

Wieder eine sehr gelungene und unterhaltsame Rezension! Deine kleinen Seitenhiebe sind einfach herrlich ;)

E-möbe murmelte am 06. Oktober 2016 um 14:35

Seitenhiebe? Ich? Nein, ich doch nicht! :D

Danke schön!

Galladan kommentierte am 08. Oktober 2016 um 07:47

Hach ja, das mit dem Babylöwen und die kleinen Stiche hat mir sehr gefallen. Es gibt ja tatsächlich Leute wie mich denen die Farbe des Lesebändchens schnurz ist, aber was sollen die "ich greif das Buch mal ab aber ich will ja gar nichts backen" Typen auch sonst schreiben?

E-möbe kommentierte am 08. Oktober 2016 um 11:17

Die Lesebändchen! Gerade die Farbe der Lesebändchen (babylöwenbeige und babylöwendunkelbraun!) ist doch das Wichtigste am ganzen Buch! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass es da ums Backen geht? :D

katzenminze kommentierte am 28. März 2017 um 19:11

*lach* Meine Lieblingsfarbe: Babylöwenbeige! :D

Ich hab' das tolle Buch auch und mein Mann hat damit schon ganz wunderbare Brötchen gebacken. Habe nach deiner Rezi jetzt mega Lust auf ein Kartoffelbrot!

wandagreen kommentierte am 28. März 2017 um 21:15

Und satt wirst du auch sein. Und deshalb zufrieden. Und deshalb mehrsternige Rezis verfassen. Raffiniert, das Brotbuch.