Rezension

Die Stadt der träumenden Bücher

Die Stadt der träumenden Bücher - Walter Moers

Die Stadt der träumenden Bücher
von Walter Moers

Bewertet mit 5 Sternen

Hildegunst von Mythennetz. Das fängt ja schon mal gut an dachte ich mir, doch Moers hat es geschafft eine Geschichte zu schreiben, die den Leser nicht mehr loslässt. Fast möchte man meinen man hätte eines der lebenden Bücher aus dem Katakomben Buchhaims in Händen und man gerät in "... ein Denken, dass nach dem Zuklappen des Buches nicht einfach aufhörte." (S.401)
Aber alles schön der Reihe nach: unser Held wider Willen Hildegunst von Mythennetz gerät in den Besitz eines Manuskripts, dessen literarische Qualität als überirdisch zu bezeichnen noch weit untertrieben wäre. Beseelt davon den genialen Urheber dieser Literatur zu finden machte er sich auf nach Buchhaim, jener Stadt in Zamonien, die nicht nur die Hochburg der Literatur ist, sondern im wahrsten Sinne des Wortes auf Büchern aufbaut. Kein Winkel des pulsierenden Lebens in dieser Stadt der Antiquariate, Buchhändler, Verleger, Dichter und Literaten der nicht durchtränkt wäre von Literatur, von Büchern und allem was damit zu tun hat. Hildegunst gerät bei seinen sehr blauäugig betriebenen Recherchen aber sehr schnell, in die dunklen Gefilde dieser Stadt, wobei er seine kindliche Ahnungslosigkeit - immerhin ist er erst an die 70, also noch ein sehr junger Lindwurm - mit seiner Verschleppung in die Katakomben unterhalb Buchhaims bezahlen muss.
Die Katakomben, jenes Labyrinth um das sich unzählige Geschichten ranken, die alle eines gemeinsam haben: dunkle Andeutungen, Aussichten auf einen qualvollen Tod, unzählige Schrecken und ... den Schattenkönig. Er soll über Schloß Schattenhall, den wohl gruseligsten Ort tief unter der Stadt herrschen. Mehr möchte ich gar nicht vom Buch verraten. Ich muss zugeben, "Die Stadt der träumenden Bücher" ist das erste Buch, das ich von Käpt'n Blaubär-Erfinder Walter Moers gelesen habe. Lange stand ich im Buchladen dafür und überlegte mir, ob ich es kaufen soll. Schon die Umschlagsgestaltung gefiel mir dann doch so gut, dass ich das Buch irgendwann besaß und mit Spannung begann, darin zu lesen.

Ich muss sagen, dass ich hohe Erwartungen hatte - und diese wurden zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Moers hat einen so leichten, wunderbaren, humorvollen, spannenden und faszinierenden Roman geschrieben, wie man ihn wirklich nicht alle Tage zu lesen bekommt. Und dann ist es ja auch noch ein Buch über Bücher!
Es ist unglaublich, wie viel Fantasie Moers in dieses Werk gesteckt hat. Die Schilderungen von Orten und Personen sind so detailliert und liebevoll gestaltet, dass es wirklich Freude macht, die spannende Geschichte um Mythenmetz zu lesen. Noch dazu sind die Illustrationen wirklich schön geworden. Besonders hervorheben möchte ich an dem Buch die Welt, die Moers hier erschaffen hat. Mit allen diesen wunderbaren, andersartigen Lebewesen, die perfekt hineinpassen. Man hat nie das Gefühlt, dass hier etwas nicht passen würde - für mich ein Glanzstück der Literatur!