Rezension

Die Stadt der Verdammten – wenn Alpträume Realität werden

Gehetzt - Dean Koontz

Gehetzt
von Dean Koontz

Die Stadt der Verdammten – wenn Alpträume Realität werden

Die beliebte Lehrerin Cora Gunderson aus Minnesota hat ein großes Herz, sie ist eine freundliche Romantikerin, die ihre poetischen Gedanken gerne zu Papier bringt. Seit einiger Zeit jedoch leidet sie an starken Migräneanfällen und träumt von loderndem Feuer. Und völlig unvermittelt wird Cora zur Massenmörderin. Mit einem Auto voller Benzin rammt sie ein Hotel, in der darauffolgenden Explosion sterben viele Menschen, darunter auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Jeder, der Cora kannte, ist angesichts dieser unerklärlichen Tat fassungslos, doch die Fakten sprechen für sich. Als das FBI die Angelegenheit übernimmt, weckt deren auffällig nachlässige Vorgehensweise das Misstrauen des County Sheriffs Luther Tillman. Der gesetzestreue und selbstbewusste Mann war ein langjähriger guter Freund Coras, und strengt daher auf eigene Faust Recherchen an. Doch damit bringt er nicht nur sich selber, sondern auch seine Ehefrau und seine beiden Töchter im Teenageralter in allergrößte Gefahr.

Die FBI-Agentin Jane Hawk gilt als Abtrünnige und ist abgetaucht. Ihr Wissen über bestimmte mächtige Leute ist brandgefährlich. Um ihrer habhaft zu werden, wird sie des Diebstahls von Militärgeheimnissen bezichtigt und aufgrund einer angeblichen Bedrohung der nationalen Sicherheit erbarmungslos gejagt.

In Iron Furnace, Kentucky, treffen Jane und Luther schließlich aufeinander, und versuchen ab diesem Zeitpunkt, diesen Verschwörungsfall unfassbaren Ausmaßes gemeinsam aufzudecken. Doch es gibt niemanden, dem sie noch trauen können – sowohl FBI, als auch CIA, die gesamte Legislative und Exekutive, scheinen in diese Verschwörung involviert zu sein.  Es beginnt ein atemberaubender Wettlauf mit der Zeit…

Vor vielen Jahren war Dean Koontz mein favorisierter Autor von Spannungsromanen, dessen Werke ich ausnahmslos alle gelesen hatte. Nachdem er sich jedoch verstärkt dem Übernatürlichen zuwandte und diese Elemente vor allem in seinen Buchreihen „Frankenstein“ und „Odd Thomas“ dominierten, nahm ich keines seiner Bücher mehr zur Hand. Zu meiner großen Freude konnte ich in dieser vorliegenden Neuerscheinung den brillanten Thrillerautor wiederfinden, der mir mit seinen früheren Werken so viele außergewöhnliche und aufregende Leseerlebnisse beschert hatte. Der Schreibstil des Autors ist umwerfend - detailverliebt, mit bildhafter Sprache und von der ersten bis zur letzten Seite von hohem Spannungsbogen durchdrungen, der den Leser in die Geschichte hineinzieht und mitreißt. Nervenkitzel und Anspannung geben sich in diesen beinahe schon alptraumhaft anmutenden Szenarien die Hand. Mein einziger (winziger) Kritikpunkt sind die Kraftausdrücke, derer sich Dean Koontz bedient.  Da sich die Verwendung jedoch im Rahmen hält, wird dieser Störfaktor keinen Einfluss auf meine Bewertung haben.

Koontz erzählt seine Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen und beschäftigt sich darin abwechselnd mit den einzelnen Protagonisten, bis dem Leser nach und nach die Zusammenhänge offenbart und die losen Enden schließlich verknüpft werden. Der Autor erzählt von intellektuellen Fanatikern, die eine Möglichkeit entdeckten, Menschen zu manipulieren, sie ihres freien Willens zu berauben und vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Die heutigen Möglichkeiten der digitalen Überwachung, die in dieser spannenden Abhandlung Janes und Luthers abenteuerliche Flucht erschweren, werden dem Leser drastisch vor Augen geführt und eindringlich ins Bewusstsein gerufen.

Was ich an diesem Autor bereits seit meiner ersten Lektüre schätze ist die Gepflogenheit, sich seinen handelnden Personen sehr ausführlich zu widmen. Die Charakterzeichnungen sämtlicher handelnder Figuren weisen stets sehr hohe Authentizität auf. Im vorliegenden Buch hat abgesehen von den beiden Protagonisten ganz besonders auch Bernie Riggowitz mein Herz gewonnen. Der liebenswürdige alte Witwer darf in seinen alten Tagen noch einmal ein aufregendes Abenteuer erleben und Fluchthelfer für Jane Hawk spielen. Als bekennender Hundeliebhaber darf in vielen Büchern von Dean Koontz auch ein Hund eine winzige Nebenrolle einnehmen. In diesem Fall handelte es sich um die Therapiehündin „Miss Dixie“, eine kleine, dynamische Persönlichkeit mit seelenvollem Blick in Gestalt einer gescheckten Langhaardackel-Hündin.

Fazit: „Gehetzt“ war ein großartiges Leseerlebnis, das mich von der ersten, bis zur buchstäblich allerletzten Minute gefesselt und ausgezeichnet unterhalten hat. Ich freue mich unsagbar, dass Dean Koontz wieder zu seiner früheren Form zurückgefunden hat und möchte mir nun unbedingt auch „Suizid“, den Vorgänger und ersten Teil dieser Reihe um Jane Hawk, zu Gemüte führen.

Gerne vergebe ich klare und uneingeschränkte fünf Bewertungssterne für diesen rasanten Thriller!