Rezension

Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass einem dieses Buch nicht gefällt

Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick - Jennifer Smith

Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick
von Jennifer Smith

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Buch, in das ich zu Anfangs zwar nicht wirklich eintauchen konnte, aber es wenigstens ab dem Drittel ereignisreicher wird, wodurch die Spannung gehebt wird. Zur Protagonistin kann man keine große Bindung aufbauen. Es ging sogar so weit, dass sie mir völlig egal wurde. Auch die Beziehung zwischen Hadley und Oliver hätte intensiver beschrieben werden müssen und nicht nur an der Oberfläche angekratzt. Mein größter Kritikpunkt gilt auch den Gedanken von Hadley, die sich über Seiten hinweg erstrecken. Im Mittelpunkt steht hier dabei die Scheidung ihrer Eltern und der bevorstehenden Hochzeit. Vom Schreibstil bin ich dagegen absolut begeistert, weil man hier so wunderschöne Beschreibungen finden kann. Ich möchte aber noch sagen, dass meine Rezension vielleicht ganz anders ausgefallen wäre, hätte ich meine Erwartungen an dieses Buch nicht zu hoch angesetzt. Einfach ein durchschnittliches Buch, das jedoch die 17 Euro wirklich nicht wert ist, dagegen die 7 vom Taschenbuch, da angebrachter sind.

Die Handlung:
Die 17-jährige Hadley ist wider Willen auf dem Weg zu ihrem Vater nach London, bei dessen Hochzeit mit einer anderen Frau sie die Brautjungfer sein soll. Am Flughafen trifft sie auf Oliver, der das gleiche Reiseziel hat. Während dem Flug kommen sich die beiden so näher, wie sich nur zwei völlig Fremde im Flugzeug näher kommen können...

Meine Meinung:
Nach einem Jahr vorfreudigen Herumschmorens auf meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher), holte ich dieses Buch aus den Tiefen meines Regals und begann zu lesen. Vielleicht war genau das auch mein Fehler. Denn ich bekam nicht dieses heiß ersehnte Buch, voller toller Charaktere und dieser wunderschönen Handlung, die in vielen Rezensionen so hoch gerühmt wird. Nein, ich bekam vielmehr eine Enttäuschung. Eine Enttäuschung darüber, wie viel Potenzial eigentlich in diesem Buch steckte, und wie wenig die Autorin daraus letzten Endes gemacht hat.

Gleich zu Beginn wird man nicht warm mit der Geschichte. Man taucht nicht sofort in sie ein oder schwimmt wenigstens mit kleinen Wellen von Ereignissen mit. Vielmehr führt die Autorin einen vorsichtig über das Eis, darauf bedacht, dass man ja nicht ausrutscht. Genau das fehlt nämlich. Dieses Unvorhersehbare, diese Spannung, die die Luft zum Knistern bringt, dieses Unberechenbare, mit dem die Autorin hätte spielen können. Dieses Ausrutschen.

Auch die Perspektive, aus der das Buch geschrieben ist, schien mir unpassend. Die Autorin hätte besser daran getan, aus Hadleys Perspektive in Präsens zu schreiben, als aus der Erzähler-Perspektive in Präsens. Das hätte die Verbindung zwischen Leser und Protagonistin einfach mehr verstärkt.

Dagegen ist der Schreibstil schön verschnörkelt und voller Beschreibungen, die einem beim Lesen Bilder vor den Augen hervorrufen. Durch ihn, kann man sich alles viel besser vorstellen und die Autorin hat ein wahnsinniges Talent, aus den kleinsten Dingen, die man so gar nicht bemerkt hätte, eine Beschreibung hervorzuzaubern, die einen verblüfft und dazu veranlasst, diese Sache mit ganz anderen Augen zu sehen. Allein daran wie sie den Flughafen beschreibt, konnte ich mich nicht satt lesen.

Über die Hauptprotagonistin Hadley war ich mir bis zum Ende hin unschlüssig, ob sie mir nun gefiel oder nicht. Erst zum Schluss, als die Handlung endlich in Fahrt kommt, wurde mir bewusst, dass sie mir nicht unsympathisch war, sondern ich ihr gegenüber vielmehr eine Gleichgültigkeit entwickelt hatte. Sie ist als Hauptprotagonistin einfach nicht geeignet, weil sie nichts besonderes an sich hat. Zwar erfährt man eine Menge interessanter Dinge aus ihrem Leben, aber einen wirklichen Charakter hat sie nicht. Sie ist schlichtweg langweilig.

Aber mein größter Kritikpunkt sind Hadleys Gedanken. Und Mann, sind das viele! Sie erstrecken sich nicht nur über ganze Absätze, nein, eher nehmen sie ganze Seiten ein. Sie machen sich breit und lassen der eigentlichen Handlung kaum noch Platz. Ich hatte ein romantisches Buch erwartet, wie der Titel es ja auch andeutet. Stattdessen bekam ich durchgehend Hadleys Gedanken, die sich fast ausschließlich nur um die Scheidung ihrer Eltern drehen. Es wäre ja für mich noch ok gewesen, wenn man doch wenigstens eine Vorwarnung in der Inhaltsbeschreibung darüber bekommen hätte. Hadley ist immer wieder hin- und hergerissen zwischen der Liebe und dem Hass gegenüber ihrem Vater.

Auch die Beziehung zwischen Hadley und Oliver ist nicht klar genug herausgearbeitet. Das liegt daran, dass gemeinsame Gespräche nicht sehr viel vorhanden sind und man so nicht das Gefühl hat, dass es Liebe auf den ersten Blick ist.

Das waren jetzt viele negative Dinge über dieses Buch, aber natürlich hat es auch eine positive Seite!

Das letzte Drittel war nämlich richtig toll. Ab der Landung in London kommen Ereignisse auf, die die Spannung ankurbeln. Zwar war mir Hadley immer noch mehr oder weniger egal, aber ihre Gefühle werden einem sehr gut übermittelt (Könnte auch an den zahlreichen Gedanken liegen...). Es kommen Höhen und Tiefen hinzu und kaum hat das alles angefangen, ist man mit dem Buch auch schon durch.

Die Nebencharaktere sind alle sehr gut herausgearbeitet. Manche sind zwar eher flacher als andere, aber im großen und ganzen tragen sie eine Menge zur Handlung bei.

Was mir wahnsinnig gut gefallen hat, war die Entwicklung von Hadley. Zu Anfang noch total gegen die Hochzeit ihres Vaters, bekommt sie durch Oliver eine neue Sichtweise auf die Dinge und beginnt sich (wie sollte es auch anders sein) Gedanken darüber zu machen, ob sie der Hochzeit vielleicht doch noch eine Chance geben sollte. Obwohl ich dann wieder enttäuscht darüber war, und es ein wenig sogar bewunderte, wie schnell sie immer wieder ihre Meinung über dieses Thema ändern konnte...

Aufbau & Gestaltung:
Jedes Kapitel fängt mit der Uhrzeit in England und den USA an. Diese Idee fand ich klasse, da es einem auch die Zeitverschiebung in beiden Ländern vor Augen hält, und was noch wichtiger ist, auch den Zeitverlauf der Geschichte. Das Cover ist wunderschön! Ich mag das rosa und es glänzt auch ohne Schutzumschlag schön. Allerdings geht die Farbschicht schon mit einem leichten Kratzen mit dem Fingernagel darüber ab. Auch sieht es am Buch hinten schon sehr abgenutzt aus, genau wegen dieser leichten Farbschicht. Also entweder mit Schutzumschlag lesen oder gleich eine Buchtasche kaufen.

Fazit:
Ein Buch, in das ich zu Anfangs zwar nicht wirklich eintauchen konnte, aber es wenigstens ab dem Drittel ereignisreicher wird, wodurch die Spannung gehebt wird. Zur Protagonistin kann man keine große Bindung aufbauen. Es ging sogar so weit, dass sie mir völlig egal wurde. Auch die Beziehung zwischen Hadley und Oliver hätte intensiver beschrieben werden müssen und nicht nur an der Oberfläche angekratzt. Mein größter Kritikpunkt gilt auch den Gedanken von Hadley, die sich über Seiten hinweg erstrecken. Im Mittelpunkt steht hier dabei die Scheidung ihrer Eltern und der bevorstehenden Hochzeit. Vom Schreibstil bin ich dagegen absolut begeistert, weil man hier so wunderschöne Beschreibungen finden kann. Ich möchte aber noch sagen, dass meine Rezension vielleicht ganz anders ausgefallen wäre, hätte ich meine Erwartungen an dieses Buch nicht zu hoch angesetzt. Einfach ein durchschnittliches Buch, das jedoch die 17 Euro wirklich nicht wert ist, dagegen die 7 vom Taschenbuch, da angebrachter sind.