Rezension

Die steinerne Darstellung des liegenden Paares

Die Stille des Todes - Eva García Sáenz

Die Stille des Todes
von Eva García Sáenz

Bewertet mit 5 Sternen

          Nachdem ich im Dezember 2018 nach einem Manuskripttest noch unter dem Arbeitstitel „In den Armen des Todes" schon mal in diesen Thriller hineinlesen konnte, habe ich nun "Die Stille des Todes" komplett gelesen. Das sind immerhin 552 Textseiten in 52 Kapiteln, die mich in Spannung hielten bis zum Schluß.
Das Interessante an dem Buch: Es beginnt im Prolog mit dem Ich-Erzähler, der eigentlich schon tot ist. Der Polizist mit der Kugel im Hirn. Ist er am Ende tatsächlich tot? Oder ist das ein Kunstgriff der Autorin? Diesen Fakt ständig im Hinterkopf behaltend, las ich aufmerksam, um nichts zu verpassen. Die Klappentexte verraten ja (leider) immer schon viel zu viele Dinge. So las ich, dass die Doppelmorde („Es sterben immer zwei. Sie sind immer gleich alt. Und sie kennen sich nicht.“) der erste Fall für Inspector Unai López de Ayala, genannt Kraken, sind. Also, so schlußfolgere ich, wird er das Ganze dann doch überleben!
Die Mordserie, die vor 20 Jahren begann und mit zwei 15jährigen endete, setzt sich nun kurz vor dem Hafturlaub des Täters fort. Wie kann das sein? Hatte man den falschen Mann verurteilt oder steht er mit jemandem in Verbindung, der nach seiner Anleitung weiter mordet? In der Kathedrale von Vitoria wird ein totes Paar in der exakt gleichen Situation, Anordnung aufgefunden wie damals und sie sind 20jährig. Es geht also weiter mit den grausamen Morden!

Der ganze Handlungsaufbau ist sehr spannend und gut durchdacht mit dem Rückgriff auf die Vergangenheit und den Personen. Wir befinden uns zum einen in der Gegenwart und zum anderen um 1969/1970.
Ich hatte viele Fragen, die mir alle beantwortet wurden. Die Frage nach dem realen Namen des Mörders deckte die Autorin erst ziemlich zum Schluß auf und schaffte ziemliche Verwirrung bei den Personen, die ihn kannten. Durch die Art und Weise der Erzählung befand ich mich als Leserin im Vorteil gegenüber den Ermittlern. Zum Beispiel die Motivation des Mörders, die Ursachen, Hintergründe für die Durchführung, für den immer gleichen Ablauf seiner grausamen Mordserien wird anschaulich dargestellt. Die Charaktere sind differenziert, vielschichtig angelegt mit ihren Stärken und Schwächen. Da sind die Zwillinge Tasio und Ignacio, die Polizistinnen Esti und Alba, der kleinwüchsige Germán, aber auch viele Nebenfiguren, die mir authentische, menschliche Regungen nahebringen konnten. Der Großvater des Polizisten Unai ist meine Lieblingsgestalt und ich wünsche mir sehr, dass dieser urwüchsige, tatkräftige, lebenstüchtige und pragmatische 94jährige die Trilogie überlebt.

Der Fokus liegt nicht auf der Beschreibung der Gewalt, sondern auf dem Umfeld. Historie, Traditionen spielen eine wesentliche Rolle!

Eva García Sáenz führte mich mit ihrem Thriller so ganz nebenbei durch ihre wunderschöne Heimat mit seinen Sehenswürdigkeiten. Man spürt in der Beschreibung des Baskenlandes mit der Hauptstadt Vitoria die tiefe Liebe, nicht nur zu den Schönheiten dieses Landstrichs, sondern auch zu den Menschen.
Ich freue mich auf die weiteren Bände „Ritual des Wassers“ (erscheint im Oktober 2019) und „Die Herren der Zeit" (erscheint im März 2020).

Ich kann das Buch empfehlen, weil es die Kriterien eines Thrillers voll erfüllt. Ich wurde sehr gut unterhalten und nebenbei weitergebildet. Deshalb gibt es von mir die Höchstbewertung!