Rezension

Die Stürze in die Tiefe /Gelungener erster Band einer Reihe

Glaube Liebe Tod - Peter Gallert, Jörg Reiter

Glaube Liebe Tod
von Peter Gallert Jörg Reiter

Bewertet mit 5 Sternen

          „Glaube Liebe Tod“, der erste Krimi aus einer Reihe, geschrieben von dem Autorenduo Peter Gallert/Jörg Reiter gefällt mir ausnehmend gut. Ich habe die Geschichte in einem Ruck durchgelesen und war beeindruckt, wie hervorragend die Teamarbeit funktionierte.
Schon der Auftakt beginnt mit einer atemberaubenden Szene.
Ein Mann steht auf einer Duisburger Rheinbrücke, bereit zum Sprung ins Wasser. Der Mann heißt Walter Keunert und arbeitet bei der Polizei. Er stellt sich Fragen zum Sinn seines Lebens. Sein Entschluss steht fest, er will nicht mehr. Doch da hatte er die Rechnung ohne den Polizeiseelsorger Martin Bauer gemacht. Der vertraut auf seine Menschenkenntnis und springt als Erster. Der Polizist springt hinterher, rettet ihn und gemeinsam erreichen sie lebend das Ufer. Ungefähr vier Stunden später ist Walter Keunert tot. Sturz von einem Parkhaus in die Tiefe. Warum? Hat sich Bauer doch geirrt? Selbstmord? Oder doch Mord? Was verbirgt sich dahinter?
Die Hauptfigur Martin Bauer ist ungewöhnlich in der Auffassung seiner Arbeitsaufgabe als Polizeiseelsorger. Er fragt und hinterfragt sich ständig, z. B. ob er zwei Dinge auf eine Stufe stellt, nämlich seinen Glauben und seine Intuition. Der ehemalige Gemeindepfarrer ist ein angenehmer, sympathischer Charakter. Für ihn gibt es keine natürlichen Grenzen. Auf der Suche nach der Wahrheit kommt er ständig in Kompetenzgerangel mit der Polizei. Dabei bringt er auch die Kriminalkommissarin Verena Dohr in Schwierigkeiten, die ihn insgeheim für seine ermittlerischen Fähigkeiten bewundert. Sie hat ohnehin schon genug Probleme mit ihrem Kollegen Karman und dem Vorgesetzten Lutz. „Lutz wollte ihren Skalp, Karman ihren Posten.“ (S. 232). Auch privat liegt es bei ihr im argen.
Die Personen erscheinen durchweg realistisch.Ihre Reaktionen sind nachvollziehbar. Nichts wirkt aufgesetzt oder gestellt.
Viele Menschen werden hier im ersten Band vorgestellt und die Handlungsstränge führen folgerichtig zusammen. Die Schauplätze befinden sich vornehmlich in Duisburg, im Rotlichtmilieu, bei Keunerts und Bauers Familie und bei den Globalisierungsgegnern in Frankreich (Bauers Tochter Nina). Rückblicke in die Vergangenheit, in die Jugend Keunerts spielen eine große Rolle. Und Rumänien, das Heimatland der jungen Prostituierten Lacrima und Mariana. Die Autoren behalten alle Fäden in der Hand. Bewundernswert! Positiv aufgefallen ist mir die Beschreibung der Stadt mit seinen Zeugnissen der Industrialisierung. UND: Das Tauchglockenschiff machte mich technisch Interessierte sehr neugierig. Habe ich sofort gegoogelt. Gut gemacht von den Autoren, so eine technische Meisterleistung mit ins Geschehen des Krimis einzuarbeiten!
Die Erzählweise ist dicht und konsequent und die Charaktere hervorragend dargestellt. Die Schlußfolgerungen sind logisch. Die Wortwahl gefällt mir und die Sätze sind angenehm kurz.
Das Buch endet ebenso ungewöhnlich, wie der Anfang begann. Es bleibt spannend bis zum eskalierenden Schluß. Ich kann „Glaube Liebe Tod“ nur empfehlen. Krimifreunde kommen auf ihre Kosten.
Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung und kann es kaum erwarten.