Rezension

Die stumme Sünde

Sündenkammer - Catherine Shepherd

Sündenkammer
von Catherine Shepherd

Bewertet mit 4 Sternen

"Sündenkammer“ war meine erste MP3-CD und ich muss sagen, es waren 8,5 Stunden Hörgenuß.
Der Zonsthriller von Catherine Shepherd verlief in zwei Zeit- und Handlungsebenen, einmal in der Vergangenheit vor 500 Jahren und zum anderen in der Gegenwart und eben zu allen Zeiten in der kleinen Ortschaft ZONS am Rhein.
Bisher habe ich von der Autorin ausschließlich Thriller in Buchform gelesen und fühlte mich jedes Mal ausgezeichnet unterhalten. Eine große Umstellung war dieses Medium schon und wird für mich die Ausnahme bleiben.

Der Fortgang der Kriminalfälle in beiden Zeiten verlief reibungslos und ich bin mit dem Hören gut mitgekommen. Einiges verstand ich im Ablauf nicht, aber das hatte damit nichts zu tun. Mir hat sich nicht erschlossen, warum um dieses alte Werk, eine Art Bibel, mit den nackten Darstellungen der Menschen (Liebesakt z. B.) so ein Geheimnis von den Mönchen daraus gemacht wurde – von wegen roter Bereich, verbotene Zone. Es wurde in den Regalen der Klosterbibliothek versteckt. So weit nachvollziehbar. Auf der anderen Seite durfte der Novize Balthasar, da er sehr talentiert war, Zeichnungen des weiblichen Körpers daraus anfertigen.
Die Mörder in beiden Zeiten waren fehlgeleitete, kranke Charaktere. Der Eine ließ seine Tötungsmaschinerie einfach laufen, der andere wurde selbst aktiv. In der Vergangenheit starben junge Männer, in der Gegenwart brannten junge Frauen auf dem Scheiterhaufen. UNGLAUBLICH! Dazu tobte sich im gegenwärtigen Zons eine schwarze Sekte aus!

Die Personen fand ich ausnahmslos gut charakterisiert. Der Stadtsoldat Bastian Mühlenberg fungierte als Ermittler und verfolgte die Spuren des Mörders akribisch. Dasselbe gilt für den Kommissar Oliver Bergmann, dem es mit dem „Hexenfall“ und der Sekte auch nicht leicht gemacht wurde. Kurz vor dem Ende entlarvt er den Täter, den ich im Gegensatz zu dem der Vergangenheit nicht auf dem Plan hatte. Die Motive dieses Mannes sind außerhalb des vernünftigen Denkens und ebenso die Vorbereitungen für die Durchsetzung und Beendigung seiner furchtbaren Taten.
Auf einen Erzählstrang hätte ich verzichten können: Das war das unsichtbare Band, dass Anna aus der Gegenwart mit Bastian aus der Vergangenheit verband, über die 500 Jahre! Sie sehnten sich nacheinander und träumten vom jeweilig anderen. Das empfand ich als unglaubwürdig, vor allem auch durch die partnerschaftlichen Konstellationen der beiden Protagonisten.

Der Stimme des Sprechers Erich Wittenberg lauschte ich sehr gern, denn sie ist sehr modulationsfähig und paßte sich den unterschiedlichen Personen und den Begebenheiten wunderbar an.

Für Thrillerfreunde kann ich „Sündenkammer“ mit vier von fünf Sternen empfehlen!