Rezension

Die Suche nach dem eigenen Glück vor der wunderschönen Kulisse Hawaiis…

Die Insel der vergessenen Träume - Christiane Lind, Julia K. Rodeit

Die Insel der vergessenen Träume
von Christiane Lind Julia K. Rodeit

Bewertet mit 4 Sternen

Die Suche nach dem eigenen Glück vor der wunderschönen Kulisse Hawaiis…

Der Familiengeheimnis-Roman „Die Insel der vergessenen Träume“ von Christiane Lind und Julia K. Rodeit ist am 07. April 2020 im Selfpublishing erschienen und spielt die meiste Zeit auf Hawaii.

Ende des 19. Jahrhunderts stirbt Claras geliebter Vater und damit ändert sich ihr gesamtes Leben. Mit dem neuen Stiefvater kommt sie nicht zurecht und auch in der Familie ihres Onkels wird sie nicht glücklich. Dann lernt sie aber den charmanten Paul auf einer Feierlichkeit kennen, der bald zu einer Reise nach Hawaii aufbricht. Kurz nach ihrem Kennenlernen heiraten die beiden bereits. Leider muss Clara feststellen, dass alles nur eine Intrige war. Trotzdem geht sie mit ihm auf die wunderschöne Insel Kauai. Und auch wenn Paul nicht Claras Traummann ist, so findet sie dort trotzdem ihr Glück. Vor ihr liegt eine spannende Zeit, die geprägt ist von vielen schmerzhaften Erfahrungen, aber auch sehr romantischen Momenten und ihrem inneren Konflikt, eine treue und loyale Ehefrau zu sein oder aber ihren Wünschen und Träumen nachzugeben.

Über hundert Jahre später bekommt auch Leonie eine Chance auf Hawaii, ihre letzte. Doch leider geht wieder etwas schief und Leonie steht ohne Job und ohne Dach über dem Kopf allein da. Durch einen Zufall trifft sie aber auf den Einheimischen Nakoa, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt und der ihr hilft, Spuren ihrer Familie zu suchen. Dabei entdeckt Leonie ein Geheimnis, das alles verändert. Vor ihr liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von vielen neuen Eindrücken, neuen Bekanntschaften und ihrem inneren Konflikt, ob sie jemals etwas finden wird, das sie und ihre Eltern glücklich und stolz macht.

Einen Tag habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich zwar irgendwie glücklich, aber auch ein klein wenig enttäuscht zurücklässt.

Das Cover ist wunderschön, ein richtiger Eyecatcher und es hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Es passt ausgezeichnet zu dieser Geschichte und gibt einen ersten Eindruck des Settings.

Der Klappentext hat mich auch direkt gepackt. Ich liebe Familienromane, in denen Geheimnisse aufgedeckt werden. Er führt die Hauptfiguren und die Hauptkonflikte ein und schafft einen ersten Eindruck der Leseatmosphäre. Leider muss ich nach dem Lesen des Buchs sagen, dass er die Beschreibungen der Figuren nicht ganz getroffen hat. Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.

Clara ist eine selbstbewusste, junge Frau (besonders für die vorherrschende Zeit), die abrupt mit einer völlig veränderten Lebenssituation klarkommen muss. Sie ist gefangen zwischen den gesellschaftlichen Normen und ihren persönlichen Vorstellungen. Und auch wenn sie versucht, zu gehorchen, so lässt sie sich trotzdem nichts gefallen und sie sucht und findet fast immer einen Weg, um bestimmten Dingen zu entgehen. Clara ist mutig, hat ein Ziel vor Augen und arbeitet sehr aktiv darauf hin. Sie nimmt alle Hürden, die ihr in den Weg gelegt werden und versucht immer wieder aufs Neue glücklich zu werden. Clara macht eine nachvollziehbare Entwicklung durch und ich fand sie als Figur sehr glaubwürdig. Ich mochte sie von Beginn an.

Leonie ist eine junge Frau, die im Klappentext als impulsiv beschrieben wird. Sie kommt aus einer recht wohlhabenden Familie und sucht immer noch nach dem richtigen Job. Damit hat sie ein Ziel, das sie auch sehr aktiv verfolgt, doch wirkt es auf mich, als gäbe sie schnell auf, wenn sich Hürden auf ihrem Weg ergeben. Impulsiv habe ich Leonie gar nicht wahrgenommen, eher war sie für meinen Geschmack verunsichert und leider auch etwas oberflächlich.  Aber sie muss sich ja auch entwickeln können. Leonie nimmt dann auch eine nachvollziehbare Entwicklung, doch hätte ich mir für diese Figur mehr Tiefe gewünscht. Irgendwie konnte ich nicht warm werden mit ihr und für mich bleibt sie ein wenig zu blass. 

Alle anderen Figuren haben mir gut gefallen. Jede hatte ein eigenes Ziel/ eine eigene Motivation und sie haben die Haupthandlung gut ergänzt. Nur fand ich auch die Beschreibung aus dem Klappentext für Nakoa nicht so richtig passend. Als geheimnisvoll habe ich ihn persönlich nicht empfunden, eher ein wenig unnahbar. Ganz besonders mochte ich Olina. Die hatte so eine warme und herzliche Ausstrahlung und ich finde, man kann sie nur mögen.

Die Handlung um Clara hat mir richtig gut gefallen. Es wurde ein ansteigender Spannungsbogen mit vielen, kleineren und größeren Konflikten und auch überraschenden Wendungen entwickelt. Es ist durchweg spannend und ich habe die ganze Zeit mit Clara mitgefiebert. Auch wie das Thema verarbeitet wurde fand ich sehr gelungen. Und das Ende war schon fast herzzerreißend. Wow!

Die Handlung um Leonie hat mir nicht so gut gefallen. Für meinen Geschmack wurde zwar versucht eine Spannungskurve aufzubauen, mich persönlich hat es jedoch nicht abgeholt und ich fand es stellenweise schon fast ein wenig langatmig. Leider muss ich sagen, dass einiges recht konstruiert wirkte, z.B. der Grund für das erste Aufeinandertreffen mit Nakoa, wie Leonie dann zu einer Unterkunft kam oder aber das Auftauchen von Paopao. Mir persönlich gab es zu viele zufällige Zufälle. Und leider wurde auch die Handlung um Clara durch Leonies Erzählstrang zum Teil vorhersehbar. Das fand ich wirklich schade. Das Thema um Leonie fand ich gut verarbeitet und das Ende hat mir auch sehr gefallen, v.a. Leonies Erkenntnis. 

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 59 längere Kapitel + Epilog, die in der 3. Person Singular im Präteritum abwechselnd aus Claras und Leonies Sicht auf zwei Zeitebenen geschrieben sind. Das hat mir sehr gut gefallen, weil man so die Figuren und deren Handlungen gut verstehen und nachvollziehen kann.

Der Schreibstil ist wunderbar. Alles liest sich locker und flüssig. Die Dialoge sind abwechslungsreich und authentisch. Der Ausdruck passt in die jeweilige Zeitebene und auch zum Genre. Auch die Darstellung der emotionalen Ebene fand ich sehr gelungen. Aber ganz besonders haben mir die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen gefallen. Die beiden Autorinnen haben mir die gesamte Zeit ein Bild vor mein inneres Auge gezaubert und es hat sich angefühlt, als könne man alles live sehen. Großartig! 

Mein Fazit:

„Die Insel der vergessenen Träume“ zeigt sehr eindrucksvoll, dass man nie aufhören sollte, für seine Wünsche, Träume, Ziele und die Liebe zu kämpfen, aber auch, dass es für die eigene Zufriedenheit wirklich wichtig ist, sich seine Wünsche bewusst zu machen und nicht nur danach zu streben, anderen zu gefallen.

Wer einen spannenden Familiengeheimnis-Roman sucht, der auf zwei Zeitebenen auf Hawaii spielt und die Themen „Vertrauen/Verrat“ und „Selbstfindung“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil Clara eine sehr aktive und mutige Hauptfigur ist, die für ihr Glück kämpft und weil gerade die Handlung um sie wirklich mitreißend ist. Die Impressionen Hawaiis sind überaus gelungen und auch den Schreibstil muss man gesehen haben. Ein halbes Sternchen ziehe ich ab, weil der Figur Leonie meines Erachtens etwas Tiefe gefehlt hat und ein weiteres halbes Sternchen ziehe ich ab, weil es Leonies Erzählstrang etwas an Spannung fehlte und leider auch dafür gesorgt hat, dass Claras Handlung zum Teil vorhersehbar wurde. 

Insgesamt ist es aber ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Christiane Lind und Julia K. Rodeit für diese Geschichte.