Rezension

Die Suche nach dem Gin des Lebens

Der Gin des Lebens - Carsten Sebastian Henn

Der Gin des Lebens
von Carsten Sebastian Henn

Bewertet mit 5 Sternen

In letzter Zeit entwickelt sich der Gin immer mehr zum Kultgetränk (man schaue nur einmal in die Angebote führender Getränkemärkte!), und in meinen Augen ist dieses Buch auf dem Weg, ein Kultbuch für Gin-Fans zu werden, denn es verdeutlicht, wie die Suche nach DER einen unnachahmlichen und umwerfenden Zusammensetzung des Getränks zum Lebensinhalt werden kann.
Grundsätzlich geht es in diesem Buch um die Aufklärung eines Mordes, der in Cathys Garten geschehen ist, direkt vor ihrem Gartenhaus, in dem sie heimlich herumexperimentiert, um einen unübertrefflichen Gin zu destillieren. Cathy betreibt einen Bed&Breakfast Place in Plymouth an Englands Südküste. Auch ihr Vater war auf der Suche nach dem perfekten Ginrezept, und Cathy möchte sein Werk nun fortsetzen.
Der zweite Hauptprotagonist ist Bene, ein junger Deutscher, dessen Vater ihm eine Flasche selbst erzeugten Gin hinterlassen hat. Diese Flasche wurde jahrelang nicht beachtet, aber als Bene sich aus Liebeskummer betrinken möchte, sieht er den richtigen Zeitpunkt gekommen, die Flasche Gin anzubrechen. Der Gin übertrifft alle seine Erwartungen, und voller Enthusiasmus versucht er, die verloren gegangene Rezeptur ausfindig zu machen. Die Spur führt ihn nach Plymouth, wo er sich bei Cathy einquartiert, da auch sein Vater dort öfters zu Gast war. So kreuzen sich nun die Wege der beiden Gin-Begeisterten, und eine turbulente Handlung mit vielen Überraschungen beginnt.
Der Mord steht weitgehend im Hintergrund, obwohl hier einige kriminelle Machenschaften aufgedeckt werden, aber man vermisst hier auch keine direkte Ermittlungsarbeit, weil die Handlungen der agierenden Personen so kurzweilig sind, dass man an den Todesfall kaum noch denkt.
Der Schreibstil ist so bildhaft und humorvoll in seinen Ausführungen, dass es eine Freude ist, das Buch zu lesen. Auch eine Menge treffender Zitate schmücken die einzelnen Kapitel. Die Bildhaftigkeit zeigt sich auch in der Beschreibung der durchweg skurrilen Protagonisten. Sie alle zeichnen sich durch irgendwelche absurden Gewohnheiten, ungewöhnliche Hobbys oder überaus seltsame Verhaltensweisen aus. Ein Genuss, darüber zu lesen! Man hat unwillkürlich ein Grinsen im Gesicht. Aber es gibt sie wirklich diese krassen Typen! Man setze sich nur mal in einen Pub und verhalte sich als stiller Beobachter.....
Darüber hinaus habe ich sehr viel gelernt, über Gin, Botanicals, Destillation usw., was bei mir ein deutliches Interesse geweckt hat, mich intensiver damit zu beschäftigen und den ein oder anderen Gin mal zu probieren, um Botanicals und Störer zu schmecken, den Charakter zu erkennen und Rezepte auszuprobieren. Von letzteren finden sich auch einige am Ende des Buches.
Auch das Cover ist bemerkenswert, mit hervorgehobenem Print und farblich ansprechendem Drink. Außerdem in den Umschlagseiten eine Landkarte der örtlichen Begebenheiten.
Alles in allem finde ich das Buch äußerst gelungen: spannend, unterhaltsam, informativ, berührend und fesselnd. Es hat die höchste Sternchenzahl verdient, und ich werde es gern weiter empfehlen.