Rezension

Die Suche nach dem Heiligen Gral als Dystopie

Qube - Tom Hillenbrand

Qube
von Tom Hillenbrand

Die Fortsetzung von “Hologrammatica” wartet nicht nur mit einer neuen Protagonistin auf, sondern auch mit mehr Drive und der spannenden Weiterführung der KI-Idee. Lesenswert.

Mit “Qube” ist Hillenbrand eine mehr als würdige Fortsetzung gelungen. Tatsächlich - das sei vorweg genommen – konnte sie mich sogar noch mehr begeistern. Dabei wagt der Autor insofern eine große Änderung, dass wir es nun nicht mehr mit dem Protagonisten des ersten Teils, Galahad Singh, zu tun haben, sondern mit Fran Bittner, die aber als Nebenfigur schon aus dem vorherigen Band bekannt ist. Fran ist im Auftrag von UNANPAI unterwegs. Der Organisation, die streng überwacht, dass keine KI auf die Menschheit losgelassen wird. Denn, so die allgemeine Überzeugung, eine KI würde langfristig das Ende der Menschheit bedeuten. Zweimal konnte dies bereits verhindert werden und auch wenn die allgemeine Überzeugung herrscht, dass die KI vernichtet werden konnte, bieten die beiden Zwischenfällt ausreichend Stoff für Verschwörungstheoretiker, die überzeugt sind, dass die übermenschliche Intelligenz überlebt hat. 

Derweil ist die Menschheit wie gewohnt auf der Suche nach Unsterblichkeit. Nachdem es ihnen bereits vor langer Zeit gelungen ist, ihre Gehirne zu digitalisieren und diese Cogits anschließend in jeden beliebigen Köper, auch Gefäß genannt, hochzuladen, bleibt weiterhin ein zentrales Problem: Das Cogit kann nicht länger als 21 Tage in einem Gefäß bleiben, sondern muss regelmäßig in den alterungsanfälligen Stammkörper zurücktransferiert werden, sonst droht das Aus für Körper und (digitalisierten) Geist. Nicht weniger als die Suche nach dem “Heiligen Gral” steht also im Zentrum unserer Handlung. Das liest sich jedoch alles andere als verstaubt, im Gegenteil sprüht der Autor nur so von Vorstellungskraft und macht die Lektüre zu einer wahren Entdeckungsreise. Er schafft es, durch über lange Strecken scheinbar unzusammenhängenden Einzelhandlungsstränge dauerhaft Spannung aufzubauen. Das gelingt ihm sogar besser, als in seinem Vorgängerroman. Und wenn er die Stränge dann nach und nach zusammenführt, entsteht ein Tempo, das förmlich an die Seiten fesselt. Schließlich ist das Ende so unerwartet und abgefahren, dass ich große Hoffnung auf eine Fortsetzung hege. Diese Zukunftsvision ist noch nicht fertig. 

Fazit: Ein Muss für alle, die schon von Hologrammatica begeistert waren. Auch wenn die beiden Teile unabhängig voneinander funktionieren, empfiehlt sich doch, den Vorgänger zuerst zu lesen. Kleine Abstriche gibt es, weil ein Handlungsfaden etwas lose daherdümpelte, aber vielleicht ist genau diese auch Aufhänger für eine Fortsetzung?