Rezension

Die Suche nach sich selbst...

Dein eines, wildes, kostbares Leben - Jessi Kirby

Dein eines, wildes, kostbares Leben
von Jessi Kirby

Vorab vielen Dank an wasliestdu.de und den Kosmos-Verlag für dieses Leseexemplar.

Parkers Leben ist geplant: Nach der Schule will sie Medizin in Stanford studieren. Doch will sie das überhaupt?
Als sie das Tagebuch einer verstorbenen Mitschülerin findet, begibt sie sich auf eine Suche nach dieser Antwort -und auf die Suche nach der Wahrheit: Was passierte witklich in der Nacht des Unfalls?

"Dein eines, wildes, kostbares Leben" von Jessi Kirby hatte in mir hohe Erwartungen geweckt und es enttäuschte mich nicht.

Jedes Kapitel beginnt mit dem Zitat eines Gedichtes von Robert Frost, manchmal auch nur mit dem Titel. 
Dies ist sehr passend, denn es bringt einerseits die Stimmung auf den Punkt und stellt adererseits den Bezug zu Parker her, die nicht nur den gleichen Namen trägt, sondern auch von ihrem Vater die Liebe zu Frosts Worten erlernt hat.

Parker (offenbar nicht nur ein Jungenname!) steht kurz vor ihrem Ziel: Ein Medizin-Stipendium in Stanford. Nur eine Rede trennt sie noch...
Doch dann soll sie die Tagebücher des vergangenen Jahrgangs abschicken und stößt dabei auf Juliannas Tagebuch.

Der Fund des Tagebuchs und das Lesen desselbigen stellt einen Umbruch für Parker da: Zunächst ist sie sehr ehrgeizig und zielstrebig, ruhig und rational. Nie würde sie etwas tun, was sie nicht soll. Selbst ihre Freundin Kat kann da nur wenig auf sie einwirken. 
Doch dass sie das Tagebuch dann liest, überrascht sie selbst. Je mehr sie über Julianna erfährt, desto mehr zweifelt sie: Was will ich wirklich? Und dann kommt ihr noch eine abstruse Idee und sie wirft ihre Prinzipien (bzw. die der Mutter) über den Haufen.

Der Persönlichkeitswandel ist sehr authentisch gestaltet, für mich verhielt Parker sich der Situation angemessen. Zwar fehlt ihr das rebellische und aufmüpfige Verhalten anderer Teenager, doch sie ist nicht weniger sympathisch. Ihre Suche nach der Wahrheit bleibt stets real und wirkte -für mich- nicht an den Haaren herbeigezogen.

Kat ist natürlich sehr zufrieden mit Parkers Wandel, auch wenn sie ihre Überzeugung nicht teilt. Sie ist der Gegenpol zu Parker, lebensfroh und aktiv, bereit auch mal Regeln zu brechen. Doch Jessi Kirby schafft keinen eindimensionalen Charakter, denn so manches mal erahnt man auch bei ihr Zweifel und Traurigkeit. Hätte Parker Kat nicht, würde sie wohl komplett unter der Fuchtel der Mutter stehen. Und nicht nur das, sie würde wohl auch nie Trevor näher kommen.

Trevor ist der gutaussehende Snowboarder, der gemeinsam mit Parker und Kat im Jahrgang ist. Parker ist in ihn verknallt, doch sie blockt ihn regelmäßig ab. Selbst als er sie unterstützt und begleitet (wohin, müsst ihr selbst herausfinden!), wehrt sie ihn ab. Da hätte ich Parker ab und an gerne geschüttelt.

"...ich mag es, dieses Gefühl von Möglichkeit, dss zwischen uns steht. Meiner Erfahrung nach ist das fast immer besser als die Wirklichkeit."

Auch über Julianna erfahren wir viel und auch uns serviert die Autorin die Geschichte nur bruckstückhaft, man kann das Buch einfach nicht aus der Hand legen!

Dies liegt neben der Spannung am Schreibstil Kirbys, der sehr ruhig und nachdenklich ist und einen tief abtauchen lässt. Er ist auch Parkers Alter angemessen, aus deren Sicht die Geschichte geschildert wird.

Das Ende gefiel mir ebenfalls gut, ebenso wie die Auflösung um Julianna. Zwar hatte das Ende sich bereits leicht angedeutet, doch das störte mich nicht im Geringsten. 

Insgesamt ein top Buch, das alle Kriterien erfüllt: Interessanter und vielschichtiger Plot, gute Figurenzeichnungen und überzeugendes Ende.
 Wer ein Buch zum Nachdenken sucht, das einen anregt (mich auf jeden Fall!) und danach noch beschäftigt, ist hier goldrichtig!
5 von 5 Bookworms!