Rezension

Die Sünden der Väter

Ich bin der Zorn
von Ethan Cross

Bewertet mit 5 Sternen

Die Strafanstalt Foxbury Correctional Treatment Facility in Arizona soll ein Vorzeigeprojekt werden und ihr Leiter Scott Powell ist davon überzeugt, dass es funktionieren wird mit wenig Personal und viel Technikeinsatz zu garantieren, dass die Insassen dort bleiben, wo sie hingehören. Doch schon bald wird er eines Besseren belehrt. Einer seiner Wärter erschießt mehrere Menschen innerhalb des Geländes. Warum er dies getan hat, will er nicht sagen. Die Shepherd Organization wird eingeschaltet und Marcus Williams leitet die Ermittlung. Die Befragung des Wärters bringt ihn nicht weiter und kurz darauf ist Ray tot. Doch er hat etwas in seinem Körper, das eine erste Spur ist. Der Psychopath Judas verfolgt einen ausgefuchsten Plan und scheint dem Ermittlerteam immer einen Schritt voraus zu sein. Also muss jemand in die Anstalt eingeschleust werden, der ebenfalls genial ist. Wer bietet sich da besser an als Francis Ackermann jr., ein berüchtigter Serienkiller, der für die Öffentlichkeit gestorben ist. In Wirklichkeit sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis.

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und sehr bedauert, dass ich die drei Vorgängerbände nicht kenne. Francis wurde von seinem Vater zu dem gemacht, was er dann geworden ist, nämlich ein Serienkiller. Aber auch sein Großvater hat schon Angst und Schrecken verbreitet. Marcus ist sein Bruder, der allerdings bei Pflegeeltern aufgewachsen ist. Doch auch er bekam die Grausamkeit der Familie zu spüren. Auch Maggie, Freundin und Kollegin von Marcus, hat schon früh Schlimmes erlebt und dieses Trauma nicht verwunden. Die Familienbande zwischen Francis und Marcus sind trotz allem eng, so dass Francis unter großen Mühen sich zurückhält und nicht mehr tötet, wie er es seinem Bruder versprochen hat. Leid tut mir Dylan, der Sohn von Marcus, der auch schon Opfer der Familie war. Ich hoffe, dass er die Hilfe und Beachtung findet, die er braucht, damit aus ihm ein unbeschwerter und normaler Junge wird.

Kann einem ein psychopathischer Killer sympathisch sein? Ich muss gestehen, dass ich Francis mochte. Sein analytisches Denkvermögen ist enorm. Er plant weit im Voraus und sieht vieles, was andere nicht sehen. Dabei hat er viel Humor. Seine Dialoge mit Maggie waren einfach toll. Mit Maggie konnte ich nichts anfangen. Sie war mir zu Selbstbezogen und ihre Alleingänge sind auch nicht förderlich für die Ermittlungen.

Dann aber gibt es da den Gegenspieler Judas, der ebenfalls genial ist. Auch bei ihm ist das Handeln des Vaters ausschlaggebend für seine Entwicklung. Seine Vorgeschichte lernen wir Stück für Stück aus Tagebucheinträgen kennen, die immer wieder eingeschoben werden in die Geschichte. Er manipuliert Menschen, erpresst und droht, um seine Ziele zu erreichen, dabei bedeuten ihm Menschenleben nichts.

Es sind viele, die bei diesem Spiel mitmachen und es fiel mir anfangs schwer, sie auseinander zu halten. So wirklich ganz sympathisch ist eigentlich niemand, aber die Gefolgschaft von Judas ist auf vielfältige Art unangenehm und grausam, so dass sich froh bin, dass mir keiner von ihnen jemals über den Weg laufen kann.

Auch wenn mir manche Einzelheit nicht so wirklich logisch erschienen oder auch Motive nicht unbedingt nachvollziehbar, so hat mich dieses spannende Buch doch sehr gut unterhalten. Es hat Lust darauf gemacht, auch die anderen Bände zu lesen, um die komplexen Figuren besser kennenzulernen.

Der Spannungsbogen ist gut aufgebaut und am Ende wird es sogar richtig dramatisch und eine dicke Überraschung gibt es auch noch.

Brutal, spannend, temporeich und fesselnd.