Rezension

Die Töchter Arenas

Eine eigene Zukunft - María Dueñas

Eine eigene Zukunft
von María Dueñas

Bewertet mit 4 Sternen

Meiner Ansicht nach ist der Titel der deutschen Übersetzung - Eine eigene Zukunft – ein Fehlgriff. Nimmt man es wörtlich, so ist es nichtssagend, denn jeder Mensch hat seine eigene Zukunft. Nimmt man es sinngemäß, so geht es in dem Text doch kaum um die eigene Zukunft der drei Töchter. Sie folgen mit ihrer Mutter eher unfreiwillig dem Vater nach New York. Dort fügen sie sich wieder mehr unfreiwillig seinen Plänen. Als der Capitan plötzlich stirbt, müssen die Frauen etwas tun. Doch was sie tun, entspringt gar nicht so sehr ihrer eigenen Initiative, abgesehen mal von der Idee mit dem Nachtclub. Sie werden getrieben von den Personen und Ereignissen ihrer Umwelt, und sie lassen sich eher treiben als dass sie sich durchsetzen und eigene Wege gehen. Sie kamen mir ängstlich und schüchtern vor und standen sich oft selbst im Weg. Vieles wirkt von außen auf sei ein, und sie machen sich nicht einmal die Mühe, die neue Sprache zu erlernen. Wer eigene Wege in einem fremden Land gehen möchte, sollte sich möglichst schnell mit der Landessprache vertraut machen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Victoria stürzt sich in eine Beziehung mit einem Mann, den sie nicht liebt. Mona steht zwischen zwei Männern und weiß nicht so recht, wie sie damit umgehen soll. Und Luz verfällt den Versprechungen eines windigen Kerls, der ihr so gar nicht gut tut. Die Mädchen wirken naiv in ihren Handlungen und keineswegs wie starke Frauen. Stark sind sie bestenfalls im Erdulden von Rückschlägen. Von der Mutter will ich hier gar nicht reden, die kommt noch aus einer anderen Welt und kann sich den geänderten Verhältnissen nicht anpassen. Die Töchter aber müssen sich anpassen. Das geschieht auch, aber das erfährt der Leser erst am Ende des Buches.

Maria Duenas hat einen wunderbaren Erzählstil. Sie beschreibt Personen und Situationen, manche Leser mögen es zu ausschweifend finden, aber es ist immer sehr lebendig, bildhaft und vorstellbar. Ja, man lernt Personen kennen, die kaum zu Geschichte gehören, und doch haben sie ja alle ihre eigene Geschichte. Ich fand es interessant, auch davon etwas zu erfahren.

Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen. Man erfährt viel über die Sorgen und Nöte der Immigranten in New York zur damaligen Zeit. Es gibt viele Probleme, aber es gibt auch die Solidarität und das Mitgefühl der Nachbarn und Landsleute.

Den Titel des Buches hätte man aber besser aus dem Spanischen übernommen. „Las hijas del Capitan“ oder „Die Töchter Arenas“ wäre meiner Meinung nach treffender gewesen. Es ist ja die Geschichte der Töchter. Junge schüchterne und naive Mädchen, die durch ihre Erfahrungen mit Männern und mit den Ereignissen langsam aufwachen und sich am Ende dann doch noch zu starken Persönlichkeiten entwickeln.