Rezension

Die Tote am Aremberg

Johannisglut - Karin Joachim

Johannisglut
von Karin Joachim

Die Tote am Aremberg

Eine Wandergruppe, bestehend aus ehemaligen Kommilitonen einer universitären Theatergruppe, macht sich auf den Weg zum AhrSteig. Jana Vogt wird als Fotografin für Erinnerungsfotos engagiert. Der Jubiläumsausflug der ehemaligen Studenten findet ein vorzeitiges Ende, als ein Mitglied der Gruppe tot aufgefunden wird. Jana, von Beruf Tatortfotografin bei der Kriminalpolizei Koblenz, erkennt Zusammenhänge mit einem dreißig Jahre alten unaufgeklärten Vermisstenfall. Die Verunsicherung der Wanderer ist groß, und letztendlich könnte jeder von ihnen der Täter sein.

Karin Joachim präsentiert im vorliegenden Kriminalroman „Johannisglut“ den dritten Ermittlungsfall mit Jana Vogt als Protagonistin. Als Schauplatz der Handlung wählt sie den anspruchsvollen, aber wunderschönen Wanderweg „AhrSteig“, dessen idyllische Wald- und Wiesenpfade und einsame Hochplateaus sie in eindrucksvollen Worten beschreibt und dem Leser dadurch bildhaft vor Augen führt.

Die Charaktere sind interessant, teils etwas undurchsichtig dargestellt, was den Leser dazu verleitet, Mutmaßungen hinsichtlich der Identität des Täters anzustellen. Man rätselt über Rainer Großmanns Motivation als Organisator für dieses Treffen, exakt drei Jahrzehnte nach dem mysteriösen Vermisstenfalls. Der passive und jegliche Konversation vermeidende Ralf Kuhn zeigt eine zurückhaltende Fassade, während Jörg Orlowski als Lebenskünstler und Gastronom die Provokation sucht. Mit Ulrike Daus wird die Gruppe um eine über den Dingen stehende Fernsehschauspielerin ergänzt, die bodenständig wirkende Antje Haak zeigt sich kommunikativ und ausdauernd. Die sportliche Kordula Lück, die ausgeglichene Englischlehrerin Dorothee Pflüger, Christoph Würtz und die mit ihrem Leben unzufriedene Ruth vervollständigen die Wandergruppe. Die Autorin erlaubt jeweils kurze Einblicke in den Charakter und hinter die Fassaden ihrer Figuren, legt dabei geschickt falsche Fährten und erzeugt dadurch einen gewissen Spannungsbogen im Buch. Zwischenmenschliche Beziehungen, aber auch die Arbeit der Polizei stehen im Zentrum des Geschehens. Der Leser darf gespannt die Ermittlungen von Jana Vogt und ihrem Vorgesetzten, dem Hauptkommissar der Kripo Koblenz namens Clemens Wieland, verfolgen. Der kleine tierische Protagonist „Usti“ begleitet in Gestalt eines Airedale Terriers sein Frauchen Jana Vogt und bereichert mit seiner vorwitzigen und lebensfrohen Art die Handlung. Ein Aspekt dieser Geschichte widmet sich auch den zwischenmenschlichen Beziehungen, allen voran der privaten Liaison von Jana Vogt und Clemens Wieland.

Obgleich es sich um den dritten Band einer Krimireihe handelt, fand ich mich auch ohne Kenntnisse der Vorgängerbände sofort in der Geschichte zurecht. Einige kurze Hinweise auf vergangene Ereignisse weckten in mir sofort den Wunsch, „Krähenzeit“ und „Bittertrauben“ ebenfalls zu lesen. Der äußerst gelungene Schreibstil der Autorin und ein komplexer, gut ausgefeilter Kriminalfall machten dieses Buch zu einem ganz besonderen Lesevergnügen. Ich freue mich, die Werke von Karin Joachim durch ihre Neuerscheinung „Johannisglut“ entdeckt zu haben und werde zukünftig keine Neuerscheinung aus der Feder dieser vielversprechenden Krimiautorin verpassen.

Fazit: „Johannisglut“ hat meinem Lesegeschmack voll und ganz entsprochen, ich fühlte mich durch den vorliegenden Kriminalfall und die detaillierten Beschreibungen von Personen und Landschaft sehr gut unterhalten. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen!