Rezension

die Ukraine, ein Land ohne Hoffnung ?

Die andere Hälfte der Hoffnung - Mechtild Borrmann

Die andere Hälfte der Hoffnung
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Jeden Tag gelangen schreckliche Nachrichten über die Ukraine in unsere Wohnzimmer. Die Ukraine, ein Land das in Gewalt ertrinkt und man fragt sich immer wieder, wie die Bewohner dieses Landes mit all den Schicksalsschlägen, die bisher ihr Land erschütterten, umgehen. Denn genau dieses Land hat sich Mechtild Borrmann für ihren neuen Roman ausgesucht. Die Autorin scheint eine besondere Beziehung zur ehemaligen Sowjetunion, bzw. zu den neuen Staaten dieses riesigen Landes zu haben, denn auch ihr letzter Roman, " Der Geiger" spielte in der Sowjetunion und konnte mich mehr als begeistern.

Die Ukraine verbinde ich aber nicht nur mit dem jetzt dort tobenden Krieg, sondern auch mit dem Reaktorunfall in Tschernobyl in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts und mit Zwangsprostitution, Menschenhandel und korrupten Systemen. All diese Dinge greift Mechtild Borrmann in ihrem Roman auf und verbindet mehrere Handlungsstränge zu einer Geschichte, die nicht nur schlüssig ist, sondern auch mehr als berührt und leider immer wieder Alltag ist.

Der Schreibstil der Autorin begeistert mich immer wieder, er ist klar und schnörkellos, stellt Tatsachen klar und berührt den Leser, indem die Autorin ihm Einblick in das Leben dieser Menschen gewährt, die sich nur durch die Hoffnung nähren. Wir erfahren , wie die Menschen nach dem Reaktorunfall lebten, wie Tatsachen verschleiert wurden und die Menschen in Sicherheit gewägt wurden, um dann irgendwann doch die nackten Tatsachen zu sehen, indem Menschen erkrankten und viele Tot,- und Missgeburten die Folge waren. Ich selbst habe diesen Unfall damals erlebt, die Panik, die auch hier in Deutschland vorherrschte und frage mich immer wieder, wie diese Menschen mit dieser Ungewissheit leben konnten und damit, ihr gesamtes Leben und alles was daran erinnerte, zurückzulassen, weil ein Wohnen in dieser Gegend nicht mehr möglich war.
Aber auch der Erzählstrang über den Menschenhandel und die Zwangsprostitution erfordert Nerven, denn die Realität zeigt, dass Frau Borrmann damit kein Hirngespinst beschreibt, sondern nackte Tatsachen. Tatsachen über Menschenschicksale, nicht den Hauch einer Chance haben und doch nur der Hoffnung wegen nach Deutschland gekommen sind und deren Verbrechen durch korrupte Systeme möglich gemacht werden.
Nein, einfach ist dieses Buch bestimmt nicht, aber es ist eine Geschichte, die einem im Gedächtnis bleiben wird, weil sie schockiert und berührt und zum Nachdenken anregt.

Klasse !!!!!