Rezension

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die unglaubliche Lebensgeschichte einer Tibeterin

Ein Leben für die Kinder Tibets - Tanja Polli

Ein Leben für die Kinder Tibets
von Tanja Polli

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Buch wird die Geschichte der Tibeterin Tendol Gyalzur geschildert. Wir verfolgen ihren Weg als kleines Mädchen auf der Flucht aus Tibet bis in die Schweiz und ihrem anschließendem Hilfswerk für benachteiligte Kinder in ihrer Heimat Tibet. 

Als Westeuropäer war diese Geschichte wirklich sehr schwer zu lesen. Zuerst diese wahnsinnige Flucht alleine als kleines Mädchen. Sie ist alleine auf einem Pferd in einem Flüchtlingstreck aus Tibet. Es sind unvorstellbare Strapazen zu überwinden und man kann es kaum glauben. Und nicht nur das, sie wurde unterwegs sogar als "Bezahlung" zurückgelassen. Zum Glück kann sie dann aber zu Fuß hinter der Karawane herlaufen und wird auch wieder aufgenommen. Danach wird sie einen langen Weg zurücklegen, bis sie endlich sicher und wohlbehalten in einer Einrichtung des Dalai Lamas in der Schweiz ankommt. Diese Flucht hat mich auch an die Strapazen der heutigen Flüchtlinge denken lassen. Für mich ist so eine Strecke unter diesen Bedingungen zurück zu legen (und das noch als Kind), nicht machbar. Einfach nur Wahnsinn. Aber sie hat es mit einigen Menschen zusammen geschafft. Bewundernswert. Die Beschreibungen ihres weiteren Lebens sind sehr interessant. Die Kulturunterschiede zu beobachten, wie sie damit umgeht und das sie es sogar als erste Tibeterin in der Schweiz zur Ausbildung einer Krankenschwester schafft, ist sehr interessant. Sie weiß wohl um die Umstände der politischen Lage und weiß auch, welche Erwartungen jetzt an sie gestellt werden. Auch wenn sie das westliche Leben genießt, wird sie ihre tibetische Vergangenheit nicht vergessen und sich den Traditionen erstmal unterordnen. Bis hin zu der Wahl ihres Ehemanns Lobsang, ist ihr Leben teilweise vorbestimmt. Sie nimmt ihr Schicksal an und wird auch glücklich damit. Denn sie hat, nachdem sie bereits zwei Jungen geboren hat, einen für sie befriedigenden Lebensweg gefunden.. Tendol möchte den Kindern in Tibet helfen, als sie auf einer Reise dorthin das Elend der Kinder erlebt. Sie bleibt ohne ihre Familie dort und baut mit viel Mühe und Not erst eins, dann sogar ein zweites Heim für Kinder auf. Es ist sehr schwierig als Tibeterin mit schweizer Pass dort etwas aufzubauen. Denn China hat so seine eigenen Bestimmungen, aber sie kämpft sich durch die Bürokratie und schafft es auch. Selbstlos und auch nicht auf ihre Familie schauend, lebt sie nun meist in Tibet. Das ist nicht einfach für ihre Familie, ihren Mann Lobsang und ihre beiden jugendlichen Söhne. Aber sie verstehen es oder zumindest teilweise und unterstützen sie. Als die Söhne älter sind und selber Familie haben, können sie es besser nachvollziehen. Und beide helfen ihr, wo sie nur können. Es ist eine bewegende Geschichte voller Höhen und Tiefen. Alleine die verschiedenen Schicksale der aufgenommen Heimkinder sind schlimm zu lesen und auch mit welchen Vorurteilen und Sitten und Gebräuchen Tendol zu kämpfen hat. Es ist einfach nur bewundernswert, was Tendol mit Hilfe der Familie, Freunde und Spendern erreicht hat. Für mich seltsam, waren die Anfeindungen, die von den Exiltibetern ausging. Tendol hat vielen Kindern geholfen, auch wenn sie es ja unter der chinesichen Besatzung tun musste. Trotzdem hat sie doch vielen Kindern eine Zukunft gegeben und sie hat es auch für ihr Land getan, was sie über alles liebt.

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, man taucht tief in das Leben der Protagonisten ein und man ist sehr betroffen von dem Geschehen. Ich war zutiefst schockiert von einigen Erzählungen und auf der anderen Seite hat es mir Hoffnung gegeben, dass es Menschen gibt, die so selbstlos anderen Menschen helfen. Es ist wirklich eine unglaublich starke, durchsetzungsfähige und mitfühlende Frau - Tendol Gyalzur.

Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben, es war eine gute Erfahrung.