Rezension

Die unglaublichen Reisen der Tiere

Wanderungen - Mike Unwin

Wanderungen
von Mike Unwin

"Wanderungen" heißt dieses Buch, mit dem Untertitel "Die unglaublichen Reisen der Tiere". Es beschreibt die periodischen Reisen verschiedener Tierarten: Die Schwalben, die jeden Herbst von Europa nach Afrika fliegen und im Frühling zurückkehren; die Buckelwale, die abwechselnd im warmen Pazifik bei Australien und in der Antarktis schwimmen; die Kaiserpinguine, die vom Meer ins Land zu ihren Brutgebieten ziehen und dabei über das Eis watscheln; die Elefanten, die in einem Treck während der Trockenzeit in ein Feuchtgebiet ziehen; Lachse, die im Ozean leben und zum Laichen in den Fluss zurückkehren, in dem sie geschlüpft sind. Zwanzig verschiedene Tierarten werden vorgestellt, jedes auf einer Doppelseite, mit einem informativen Text von Mike Unwin und ansprechenden Zeichnungen von Jenni Desmond. 

Das Buch kann den kindlichen Betrachter zum Staunen bringen über die bewundernswerten Leistungen der Tiere. Es ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019 in der Sparte "Sachbuch" nominiert. Hier wird es für ein Alter ab 5 Jahren empfohlen. So früh wird es nicht jedes Kind schätzen können; ältere Kinder werden meines Erachtens mehr von der Lektüre angesprochen. Dem vorgesehenen niedrigen Alter ist es vermutlich auch geschuldet, dass die Gefährdung der Natur nur gestreift wird. So heißt es im Text, dass die Streifengänse "Steinadlern ausweichen" müssen oder dass Bären "versuchen, die Lachse zu fangen". Die Gefahr durch die natürlichen Fressfeinde wird da eher heruntergespielt. Im Text kommen die Menschen mehrfach als Naturschützer vor; so "fliegen Umweltschützer in einem Ultraleichtflugzeug" neben dem Zug der Schreikranichen her, und "die Menschen auf der Weihnachtsinsel haben besondere Zäune und Tunnel für die Krabben gebaut". Dass Menschen auch die Tiere aktiv jagen und durch ihren Eingriff in das Ökosystem die Lebensgrundlage von Tieren zerstören, wird in wenigen Sätzen am Schluss des Buches erwähnt. Hier hätte ich mir doch etwas mehr zum Thema Umweltschutz gewünscht, der ja nicht nur durch "Regierungen und Naturschutzorganisationen" erfolgt. Aber nun gut; ich kann akzeptieren, dass Fünfjährige zunächst einmal eine positive Einstellung zur Natur gewinnen sollen, ehe sie mit ihrer Gefährdung konfrontiert werden.