Rezension

Die unglückliche Liebe zwischen einer Deutschen und einem britischen Besatzungssoldaten

Der englische Liebhaber - Federica De Cesco

Der englische Liebhaber
von Federica de Cesco

Bewertet mit 3 Sternen

Einen Namen hat sich die Autorin vor allem durch Kinder- und Jugendbücher gemacht, Unterhaltungsromane für Erwachsene folgten und jetzt dieser historische Roman, in dem sie die wahre Liebesgeschichte ihrer Tante verarbeitet.

Die deutsche Übersetzerin Anna und der verheiratete englische Spionageoffizier Jeremy lernen sich 1947 in Münster kennen und lieben. Zu der versprochenen Ehe kommt es nicht mehr, weil Jeremy in seine Heimat zurückgerufen wird und der Kontakt seither vollständig abbricht. Anna ist allerdings schwanger von ihm und zieht als unverheiratete und für die  Deutschen verächtlich als Britenschlampe geltende Frau  ihre unehelich geborene Tochter mit allen nur ersichtlichen Schwierigkeiten alleine groß. Erst ein Vierteljahrhundert später sucht sie wieder Kontakt zu dem damaligen Geliebten und die alte Liebe flammt erneut auf.

Der geschichtliche Hintergrund, in den diese Geschichte gebettet ist, gefällt mir wirklich gut. Wie Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkriegs am Boden lag und in welchem Elend die Bevölkerung lebte, ist realistisch dargestellt. Interessant ist insbesondere der Aspekt, welche Rolle deutsche Frauen einnahmen, die sich mit „feindlichen“ Soldaten einließen. Das war mir bis dato gar nicht bewusst. Im Gegensatz dazu hat mich der unterhaltende Teil der Geschichte enttäuscht, er ist zu sehr überfrachtet mit Klischees. Am meisten habe ich mich daran gestoßen, dass eine doch gebildete junge Frau wie Anna sich naiv und urplötzlich in einen verheirateten Mann verliebt und nach Erkennen der Schwangerschaft nicht alle Hebel in Bewegung setzt, um diesen aufzuspüren. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann gar, dass sie ihren Geliebten 25 Jahre lang nicht vergessen kann und gleich beim ersten Treffen erneut das Eheversprechen des wieder verheirateten Geliebten annimmt und dieser für die gemeinsame Tochter sofort der liebende„Daddy“ ist. Wirklich viel Handlung bietet das immerhin 358 Seiten umfassende Buch nicht auf.

 

Ein Buch, das man durchaus lesen kann, aber nicht muss.