Rezension

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
von Rachel Joyce

Harold Fry lebt im Süden von England in einem Haus mit Garten und ist seit einen halben Jahr Pensionär. Eines Morgens erhält er einen Brief von seiner längst vergessenen Freundin und Kollegin Queenie Hennessy. Der Briefoffenbart Harold eine schreckliche Nachricht, Queenie hat Krebs und wird nicht mehr lange leben. Geschockt und voller Trauer setzt er einen Brief auf, aber da er sich unsicher und unwohl fühlt, kann er den Brief nicht einwerfen, sondern begibt sich von Briefkasten zu Briefkasten. In einer Tankstelle trifft er ein Mädchen, die ihm den Mut gibt, das positive Denken, rettet den Menschen, der an Krebs leidet. Mit diesem Zuspruch und diesen Worten: „Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und Du wirst leben.“ macht er sich auf den Weg nach Berwick upon Tweed, wo Queenie im Hospitz untergebracht ist. Jeden Tag auf dem Weg in den Norden durchströmen ihn alte Erinnerungen an seine Frau Maureen und an seinen Sohn. Immer wieder stellt er fest, was für ein schlechter Vater er war.

Aber nicht nur die Erinnerungen beleben seine Reise sondern auch die Menschen, denen er begegnet. Viele erzählen aus ihrem Leben oder helfen hin. Er hört so viel, dass er mit der Zeit merkt, dass jeder Einzelne eine Last mich sich rumträgt, welche nach dem äußeren Anschein nicht erkennbar ist.

Mich hat die slowakische Ärztin sehr berührt, da wieder sehr deutlich wird, dass viele ausländische Abschlüsse im europäischen Raum nicht anerkannt sind. Aber auch ihren Verlust der Liebe. Ich wäre ausgerastet bei so einem Freund. Wenn ich solch einem Menschen begegnen würde, würde ich nicht lange still sitzen.

Ich war beeindruckt, dass er als unsportlicher Mann, die Strecke schafft. Respekt!

Das Buch strahlt von Anfang eine depressive Aura aus und das hat mich beim Lesen selber traurig gestimmt. Werden wir alle so enden im Alter? Ich hoffe mal nicht. Ich möchte da die Welt bereisen und Spaß haben. Aber auch der versteckte Tod, in Form des Krebses, begleitet den Leser von Anfang bis Ende.

Die kurze Phase, wo sich viele Menschen sich Harold anschließend, merkte man sofort, wie stark Harold eingeschränkt wurde. Er konnte nicht mehr in seinem Rhythmus laufen, denken und essen. Und die vielen Menschen machten es auch nicht leicht, die Strecke in größeren Abständen zu bestreiten. Als sich alle von ihn abwanden und in Welt schrien, er ist senil und wüsste nicht wohin. Verdeutlichte nochmal, wie gemein und egoistisch Menschen sein können.

Das Buch steckt voller Weisheiten und Selbsterkenntnis. Die Geschichte lässt sich einfach lesen, keine komplizierten Sätze oder Wörter, die den Leser zurückschrecken könnten. Der Leser, der mal einen Anstupser braucht, um über seine Zukunft und sein Leben mal nachzudenken, so regt das Buch dazu an.