Rezension

Die Verbundenheit mit dem Wald

Jahresringe - Andreas Wagner

Jahresringe
von Andreas Wagner

Bewertet mit 3.5 Sternen

2020 schon beinah wieder in Vergessenheit geraten, beschäftigt sich der Roman „Jahresringe“ mit der Problematik der Abholzung des letzten Teiles des Hambacher Waldes – oder wie Andreas Wagner aufklärt: dem letzten Rest des einst so gigantischen Bürgewaldes. Dabei geht er nicht nur auf die Aspekte ein, die 2018 beinahe täglich in den Nachrichten zu sehen waren, sondern verknüpft die Geschichte des Waldes mit dem Leben dreier Familienmitglieder dreier Generationen, die in irgendeiner Art und Weise in enger Beziehung zum Wald stehen.

Da wäre einmal Leonore, die kurz vor Ende des 2. Weltkrieges vom Osten nach Westen flieht und in einem kleinen Dorf (Lich-Steinstraß, welches es auch tatsächlich gegeben hat) eine neue Heimat. Doch auch wenn sie bleibt und von einem Moppenbäcker freundlich aufgenommen wird: Für die meisten Dorfbewohner bleibt sie eine Fremde und eine Außenseiterin. Trost findet Leonore im gigantischen Bürgewald, in dem sie sich sicher und geborgen fühlt. Ähnliches empfindet auch ihr Sohn Paul, mit dem sich der zweite Teil des Romans beschäftigt. Gemeinsam mit seinem Freund John erkundet er stundenlang den Wald und fühlt sich dort wohl. Doch dann passiert – auch für den Leser sehr überraschend – ein schlimmes Unglück und kurz darauf müssen die Bewohner von Lich-Steinstraß umsiedeln: Das Dorf soll abgebaggert werden.

Während der erste und der zweite Teil des Buches weit in der Vergangenheit spielen, ist der dritte und letzte Teil hochaktuell, da er sich mit den Entwicklungen der Jahre 2016 bis 2018 beschäftigt. Ohne allzu viel zur Handlung verraten zu wollen, fand ich es sehr gut, dass der Autor nicht nur die eine Seite der Medaille beleuchtet hat: Neben Aktivisten kommen auch Mitarbeiter von Rheinbraun zu Wort – schließlich darf man trotz aller Naturschutzaspekte nicht vergessen, dass die Kohle Jobs und Geld in die Köln-Aaachener-Region gebracht hat.

Auch wenn das Buch keine großen Überraschungen beinhaltet – die aktuelle Geschichte des Hambacher Waldes ist schließlich bekannt – hat mit der Roman doch recht gut gefallen und ich habe ihn gerne gelesen. Vor allem für Menschen, die hier aus der Gegend kommen, eine klare Empfehlung!