Rezension

Die Vergangenheit hinterlässt Spuren – eine Reise durch die Zeit …

Die Überlebenden -

Die Überlebenden
von Alex Schulman

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte stimmt traurig, besonders da sie teilweise, wie zu lesen ist, auf eigene Erlebnisse des Autors beruht.

Nach dem Willen ihrer verstorbenen Mutter begeben sich die drei Brüder Benjamin, Nils und Pierre zusammen mit ihrer Urne auf eine gemeinsame Fahrt zum Sommerhaus der Familie, um dort am See ihre Asche zu verstreuen. Früher, als sie noch Kinder waren, verbrachte die Familie jeden Sommer dort. Nun werden die Erinnerungen wieder wach an die unzähligen Stunden, die sie sich selbst überlassen waren, während sich ihre Eltern lieber zurückzogen und dem Alkohol frönten. Es war eine schöne, aber auch eine schmerzvolle Zeit mit vielen körperlichen und seelischen Verletzungen, die sie bis heute, Jahrzehnte später, noch nicht verarbeitet haben. Inzwischen haben sie sich auseinander gelebt, versuchen jedoch, auf der langen Fahrt zu dritt in einem Auto, die alte Gemeinsamkeit und Vertrautheit wieder aufleben zu lassen …

„Die Überlebenden“ ist der erste Roman des schwedischen Autors Alex Schulman, der 1976 in Hemmesdynge geboren wurde. Er studierte Film-, Literaturwissenschaft und Philosophie. Bevor ihm mit diesem Roman (der wochenlang auf Platz 1 der schwedischen Bestsellerliste stand und bisher in 31 Ländern erschienen ist) sein Durchbruch gelang, schrieb er bereits einige autobiografische Geschichten über seine Familie. Alex Schulman ist in dritter Ehe mit Amanda Schulman verheiratet, hat zwei Töchter und mit ihr einen gemeinsamen Sohn.

Zunächst fällt die außergewöhnliche Erzählweise auf, an die man sich möglichst rasch gewöhnen sollte, um die Dramatik der Geschichte vollständig erfassen zu können. Erzählt wird in zwei Zeitebenen: Zunächst befinden wir uns mit den drei Brüdern und der Urne der Mutter im Hier und Jetzt beim Sommerhaus am See und begeben uns jeweils im 2-Stunden-Takt zurück bis zum Auffinden des Briefes mit dem letzten Willens der Mutter und dem Beginn der Fahrt. Dazwischen tauchen parallel Erinnerungen und Erlebnisse der Jungen auf, die von frühester Kindheit chronologisch bis ins Heute reichen, um am Schluss dann stimmig mit dem Anfang zu verschmelzen. Der Kreis schließt sich.

Erzählt wird die Geschichte aus dem Gesichtspunkt von Benjamin, dem mittleren und besonnensten der Brüder. Er war es auch, der meist vermittelnd zwischen Pierre, dem jüngsten und aufbrausenden, und Nils, dem ältesten und eigenbrötlerischen, eingriff. Und dann war da noch Molly, die kleine Hündin und Liebling der Mutter, um die sich hauptsächlich Benjamin kümmerte. Bis das Unglück geschah, konnten die Kinder noch um die Liebe und Zuneigung der Eltern buhlen, danach zerbrach die Familie und nichts war mehr wie zuvor. Was ist passiert?

Dem Sog dieser Geschichte kann man sich nicht entziehen. Die Sprache ist klar, präzise und schnörkellos und die gewählte Ausdrucksweise des Autors vermittelt ein gutes Bild der Landschaft am See. Die einzelnen Charaktere sind greifbar in ihrer Realität und ihre Beziehungen untereinander durchaus nachvollziehbar. Die exakte Beschreibung einiger erschütternder Szenen vermittelt ein tief emotionales Leseerlebnis, der aufwühlende Schluss erklärt das Geschehen, lässt aber den Leser nachdenklich und bestürzt zurück.

Fazit: Kein Roman der Wohlbefinden auslöst, sondern eine Geschichte voller Emotionen, die traurig und bestürzt macht, und die das Gelesene noch lange nachklingen lässt.