Rezension

Die Vergangenheit holt uns immer wieder ein …

Die italienischen Schuhe - Henning Mankell

Die italienischen Schuhe
von Henning Mankell

Bewertet mit 5 Sternen

Fredrik hat sich von der Welt zurückgezogen. Der ehemalige Chirurg lebt schon seit Jahren auf einer einsamen Schäre, alleine, ohne Nachbarn. Sein einziger Kontakt ist der Postbote, der mit seinem Boot gelegentlich vorbeischaut. Doch dann, mitten im Winter ist plötzlich eine Frau da. Es ist Harriet, seine Jugendliebe. Sie will von ihm ein Versprechen eingelöst haben, das er ihr gegeben, aber nie erfüllt hat. Sie will mit ihm an einen Waldteich irgendwo in der Wildnis fahren, wie er ihr von beinahe vierzig Jahren versprochen hatte. Fredrik ist geschockt, er möchte die Fahrt hinauszögern, auf Frühling, auf wärmeres Wetter warten. Harriet jedoch drängt, sie will sofort aufbrechen. So begeben sich die beiden betagten Menschen mit einem alten Auto auf eine Fahrt ins Ungewisse, auf eine Reise in die Vergangenheit …

Der schwedische Schriftsteller und Theaterregisseur Henning Mankell (1948-2015) erhielt für seine Werke zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Im deutschsprachigen Raum wurde er hauptsächlich durch seine Krimi-Reihe mit Kommissar Kurt Wallander bekannt, schrieb aber auch sehr viele andere Bücher, die bei uns mehr oder weniger bekannt sind.

„Die italienischen Schuhe“ erschien in Deutschland erstmals im Jahr 2007 und wurde seither noch einige Male neu aufgelegt. Es ist ein berührendes Buch über das Leben allgemein, über Vereinsamung im Alter, über Krankheit und Tod - oftmals traurig, aber häufig zeigt der Autor in seiner unnachahmlichen Art dem Leser auf, wie wunderschön das Leben trotzdem sein kann. Unverkennbar ist auch hier Mankells Schreibstil, solide und sachlich bringt er die Dinge auf den Punkt. Schnörkellose, prägnante Sätze, kein Wort zu viel, trotzdem ist alles klar verständlich. Gelegentlich lässt er seine Protagonisten in Erinnerungen abschweifen und über Geschehenes resümieren, so dass man sich als Leser in die aktuellen Vorgänge einfühlen und die Handlungen der Personen besser verstehen kann. Mankell wäre nicht Mankell, hätte er nicht auch hier einige sozialkritische Themen behandelt und einfühlsam auf die Problematik unbegleiteter junger Flüchtlinge aufmerksam gemacht.

Fazit: Ein wunderbares Buch, tiefgründig und ausdrucksstark, über das Altern, über Freundschaft im Alter und darüber, dass es letztendlich nie zu spät ist.