Rezension

Die verlorene Ehefrau

Abschied in Prag - Alyson Richman

Abschied in Prag
von Alyson Richman

Bewertet mit 5 Sternen

Eine berührende Lektüre

Lenka ist die älteste Tochter einer jüdischen Familie. Im Prag der 1930er-Jahre verliebt sie sich in Josef, der auch Jude ist, und heiratet ihn. Durch den Einmarsch der Deutschen trennen sich die Wege der jungen Liebenden. Josef verlässt das Land, arbeitet als Arzt in New York und vermählt sich erneut. Lenka gerät in ein Konzentrationslager, wo sie nur knapp dem Tod entkommt, und beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls ein neues Leben in den USA. Beide vergessen sich nicht, glauben aber auch, der jeweils andere hätte nicht überlebt. Bis sie sich sechs Jahrzehnte später in New York auf einer Hochzeit zufällig begegnen…

„Abschied in Prag“ von Alyson Richman ist ein bewegender Roman über die Grausamkeiten in den Zeiten des Zweiten Weltkriegs und über die Liebe.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 58 eher kurzen Kapiteln sowie einem Epilog. Erzählt wird die Geschichte vorwiegend aus der Ich-Perspektive – teilweise aus der Sicht von Lenka, teilweise aus der von Josef. So entstehen zwei Erzählstränge. Zudem spielt die Geschichte auf unterschiedlichen Zeitebenen. Der Roman beginnt im Jahr 2000 und beleuchtet dann die Erlebnisse der beiden in der Vergangenheit. Dieser Aufbau hat mir sehr gut gefallen.

Auch die bildhafte Sprache des Romans ist sehr gelungen. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig und angenehm, sondern auch sehr anschaulich und einfühlsam. Ich bin sofort in die Geschichte eingetaucht und habe das Buch nur ungern zur Seite gelegt.

Die beiden Hauptprotagonisten, Lenka und Josef, waren mir schnell sympathisch. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Auch die Nebenfiguren werden authentisch dargestellt.

Die Handlung war stimmig und gut nachvollziehbar. Zwar wird das Ende der Geschichte der beiden schon zu Beginn vorweggenommen. Dennoch kam bei Lesen keine Langeweile auf.

Inhaltlich konnte mich das Buch sehr berühren. Es geht um Antisemitismus, Leid, Angst, Trauer und Dramatik, aber auch um Hoffnung und Liebe. Das macht den Roman zu einer emotionalen, ergreifenden Lektüre. Ein Pluspunkt war für mich dabei auch, dass der Roman auf wahren Begebenheiten basiert, was im Nachwort zu erfahren ist.

Das Cover des Buches ist nicht nur sehr hübsch, sondern passt auch thematisch gut zum Inhalt. Der Titel weicht stark vom amerikanischen Original („The Lost Wife“) ab, ist aber treffend formuliert.

Mein Fazit:
Mit „Abschied in Prag“ konnte mich Alyson Richman überzeugen und hat meine Erwartungen an die Geschichte absolut nicht enttäuscht. Ich kann diese berührende Lektüre definitiv empfehlen.