Rezension

Die vielen Facetten der Hingabe

Hingabe -

Hingabe
von Bénédicte Belpois

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch was verschiedene Wege und Ansichen der Hingabe, der Liebe von 2 "kaputten Menschen" aufzeigt.

Tomas, 40, hat Lungenkrebs. Er, der einen eigenen Hof führt, knausrig und mürrisch zurückgezogen lebt, der reichste Mitbewohner in dem kleinen Dorf ist. Doch dann erblickt er Suiza in der Stammkneipe des Dorfes und verliebt sich sofort und mit voller Hingabe in sie. Von Suiza weiss man kaum etwas, sie spricht kein Spanisch, wird als dumm geschumpfen. Doch Tomas will sie besitzen und nimmt sie mit auf seinen Hof...wo beide sich näher kommen.

"Euer beider Schwächen ergeben zusammen was Solides, ein unzertrennliches Paar. Es geschieht zwar selten, aber manchmal, wenn man zwei Leiden gut miteinander verrührt, laufen sie auf zu einer Creme des Glücks. Und das, falls Gott seine Finger im Spiel hat, ist wohl das Geschenk, das Er dir macht." (Seite 211) 

Dieses Buch wird viele Kontroverse auf den Plan rufen. Es wird die Thematik Hingabe, Leidenschaft, Sex, Liebe, "kaputte Menschen", wo ist eine Grenze überschritten worden?, neu entfachen. Und trotzdem oder gerade deswegen ist dieses Buch ein Highlight.

Der Schreibstil ist einnehmend, bildhaft, er packt einen und zieht einen immer weiter in die Geschichte  hinein. Die Autorin hat ein Händchen für die schöne Umgebung Spaniens, für das Meer und für die 2 Protagonisten Tomas und Suiza.

Tomas, der an Krebs erkrankt ist, er ist wahrlich kein einfacher Mann. Warum er so geworden ist erfährt man im Laufe der Geschichte und entwickelt ein gewisses Verständnis für ihn, eine gewisse Faszination. Und doch ist er ein grober Kerl der sich erstmal nimmt was er möchte, er hat hohe Besitzansprüche an Suiza und überschreitet regelmässig Grenzen, gerade im sexuellen Bereich. Ach ja, der Sex gehört hier zwar auch dazu, wegen mir hätte es aber auch weniger sein können. Und nein, als reinen Erotikroman würde ich dieses Buch keinesfalls abstempeln, dafür ist es zu tiefgründig und reisst mehr Grenzen und Ansichten ein.

Suiza ist so die geheime Komponente in diesem Buch. Durch ihre Erzählungen und Gedanken erfahren wir mehr von ihr, aber nicht alles, vieles bleibt für das Dorf, für Tomas, für den Leser im Dunkeln. Allerdings beschreibt die Autorin Suiza sehr oft durch die Augen von Tomas und man muss etwas zwischen den Zeilen lesen um ein besseres Bild von ihr zu erhalten. Sie kann auf jeden Fall mehr als alle glauben.

Es ist schwer dieses Buch richtig einzuordnen, es zu beschreiben denn wie gesagt, die Autorin spielt hier eine Situation von 2 "kaputten" Menschen durch die sich in einem Dorf finden und wo einer die Initiative ergreift und sich die andere Person einfach nimmt. Wo andere Frauen aufbrüllen und sich wehren ist es für Suiza normal, sie nimmt es hin und fühlt sich geborgen bei Tomas. Aber beide verändern sich, finden einen Weg, lernen sich kennen, fangen an Grenzen einzuhalten, finden einen Weg für eine "schöne" und vielleich etwas gefühlvollere Liebe.

Beziehung hat viele Facetten, welche, die die Gesellschaft nicht so akzeptieren möchte oder würde, was für die zwei Protagonisten aber "normal" erscheint. Und diese Hingabe, diese Liebe findet einen Showdown der nicht aufgelöst wird, vieles bleibt hier vielleicht im Verborgenen, aber genau deswegen bleibt die Geschichte im Kopf.

Ich persönlich empfehle dieses Buch weiter, aber wie gesagt, man sollte sich vor dem Lesen vielleicht mit den Meinungen mehr auseinandersetzen.