Rezension

Die Vorbereitung auf den Ruhestand ?

Das Cassandra-Projekt - Jack McDevitt, Mike Resnick

Das Cassandra-Projekt
von Jack McDevitt Mike Resnick

Bewertet mit 3 Sternen

Mr. McDevitt sollte überlegen, seine Bücher wieder alleine zu schreiben ...

Jack McDevitt ist seit jeher einer meiner Leib- und Magenautoren, da er, wie ich das vor einigen Jahren schon einmal beschrieb, so wunderschön unaufgeregt SF-Romane schreibt. Unaufgeregt heißt für mich in diesem Fall, dass in seinen SF-Romanen es nicht immer um opulente Raumschlachten geht und dass die Spannung nicht immer über dem Maximum liegt. Das Tempo sowie der Erzählstil sind meist etwas gemächlicher. Das tat den bisherigen Geschichten aber niemals irgendwelchen Abbruch – im Gegenteil.

Im Roman „Das Cassandra Projekt“ hingegen, scheint mir, wurde doch ein wenig viel auf die Bremse gedrückt.

Hört sich doch zunächst die Ausgangslage erstmal ziemlich interessant an: Im Jahre 2019 machen Gerüchte die Runde, dass nicht Apollo 11 mit Neil Armstrong die ersten Menschen auf dem Mond waren, sondern dass es schon vorher zwei Mondmissionen gegeben haben könnte. Niemand kann sich jedoch vorstellen, warum das verschwiegen worden sein sollte, weswegen es gerade von offizieller Seite nur Dementi gibt. Dennoch verdichten sich die Gerüchte weiter…

Zunächst wird hauptsächlich der Fokus auf den NASA-Sprecher Jerry Culpepper gelegt. Es wird erzählt, wie er das erste Mal mit den Gerüchten konfrontiert wird, wie er versucht heraus zu finden, was dahinter steckt, wie er bemerkt, dass die NASA und die Regierung etwas vertuschen will und er schließlich kündigt, um letztlich beim Privatunternehmer Bucky Blackstone zu landen, der einen privaten Mondflug plant.

Die Langsamkeit, mit der Culpepper den Gerüchten nachgeht, ist schon fast enervierend langsam, oftmals werden die Misserfolge sogar mehrfach wiederholt, bis es schon fast an Langeweile grenzt. Ebenso werden Seiten darauf verschwendet, bis Culpepper nach seiner Kündigung endlich bei Blackstone landet, obwohl er a) bereits ganz zu Anfang ein Job-Angebot von diesem bekommt und b) Blackstone sich mehrmals erkundigt, ob Culpepper nicht bei ihm anfangen möchte – nur, als die halbe Welt weiß, dass Culpepper nicht mehr bei der NASA ist und ihm Angebote unterbreitet, da hört man von Blackstone plötzlich nichts mehr.

Ebenso wird die Suche nach der Enthüllung des Geheimnisses, die auf der einen Seite von Blackstone und auf der anderen Seite vom amerikanischen Präsidenten durchgeführt wird, mit genau der gleichen Langsamkeit beschrieben. Oftmals hatte ich das Bedürfnis den beiden Autoren zuzurufen: „Nun kommt doch endlich mal zum Punkt.“

Vielleicht liegt auch genau da das Problem. McDevitt wird hier als erster von zwei Autoren angegeben, der zweite ist der mir bis dahin völlig unbekannte Mike Resnick. Bei solchen Kombinationen besteht ja leider oft die Annahme, dass der bekannte Autor sich zurückziehen will und den Staffelstab an einen jungen Autor seiner Wahl übergeben möchte. Hier entsteht sogar der Eindruck, dass der größte Teil des Buches von Resnick geschrieben wurde, zumal die bisherigen Romane McDevitts weit mehr in der Zukunft spielten als dieser hier.

Lediglich im letzten Viertel des Buches, als man endlich auf dem Mond gelandet ist und die Enthüllung kurz bevor steht, wird das Buch ein wenig besser. Am Ende konnte ich sogar verstehen, warum das Geheimnis verschwiegen wurde.

Dennoch bleibt mir leider nichts anderes übrig, als festzustellen, dass dieses Buch das bisher schlechteste ist, auf dem McDevitt als Autor steht. Schade …