Rezension

Die wahren Opfer des Krieges

Bis wir uns wiedersehen - Catherine Bailey

Bis wir uns wiedersehen
von Catherine Bailey

Bewertet mit 4 Sternen

Der Einstieg war etwas holprig. Aber im Ganzen ein unglaublich intensives Buch über Kindsentführung im Nationalsozialismus.

"Die aneinandergeschmiegten Jungen waren Brüder. Offiziell gehörten sie zu niemanden. Drei Monate zuvor hatte die SS sie mit Gewalt ihrer Mutter entrissen und ihre Identität gefälscht.“

(Seite 9)

In ihrem Buch „Bis wir uns wiedersehen“ beschreibt die Autorin Catherine Bailey die Geschichte der Familie von Hassell. Augenmerk liegt auf der Tochter Fey mit ihren 2 Söhnen Corrado und Roberto.

Der Schreibstil bewegt sich zu Beginn zwischen Sachbuch und Roman. Das hat den Einstieg auch etwas erschwert, denn es geht um die politische Lage in Europa, speziell hier um die Verbindungen der Mächte Italien und Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus. Ulrich von Hasssell ist vom Nationalsozialismus wenig begeistert, nutzt seine Stellung als deutscher Botschafter in Italien, um eine gemeinsame Kraft von Hitler und Mussolini zu verhindern.

Dies wird in den ersten Kapiteln sehr ausführlich beschrieben, dargelegt und erklärt. In meinen Augen sollte man sich für die politischen Zeiten von damals auf jeden Fall interessieren und ein wenig Wissen beherrschen damit man hier folgen kann. Fotos, Karten, der Epilog und weitere Nachweise bilden einen soliden Grund und macht das Buch und die Geschichte von Hassell noch verständlicher und zum greifen nahe.

Fey wird hier nur am Rande erwähnt, bis ca. zur Mitte des Buches geht es um von Hassell und seine Arbeit im Widerstand. Dieser wirft aber direkte Folgen auf Fey, die mit ihren Söhnen und Ehemann in Italien lebt und viele Einstellungen ihres Vaters teilt.

Während in Deutschland das Attentat auf Hitler, ausgeführt von von Stauffenberg, schiefgeht und auch Ulrich von Hassell in Gefangenschaft kommt, wenden sich die Ereignisse auch für Fey. Ihr Mann ist im Widerstand und kann sich nicht um Frau und Kinder kümmern. Fey lebt mit Offizieren und SS in ihrer Villa in Brazza´ als Verrat und Ermittlungen Fey treffen. Mit ihren Söhnen wird Fey nach Innsbruck gebracht und hier trennen sich die Wege von Fey und ihren Kindern.

Ab da konzentriert sich das Buch vollständig auf Fey und ihre Odyssee durch Deutschland und die deutsch eroberten Gebiete. Nicht nur sie ist eine Gefangene sondern auch viele aus der Familie von Stauffenberg, ehemalige Politiker die sich gegen Hitler und sein Regime ausgesprochen haben, wichtige Kriegsgefangene aus England. Sie reisen von Hotels in KZ´s und wieder zurück. Während es ihnen noch relativ gut ergeht und sie versorgt werden bemerken sie wie die Kriegsgeschicke von Deutschland sich wenden, wie immer mehr Menschen auf der Flucht sind, wie grausam die SS mit Gefangenen und Insassen der KZ´s umgeht, sie kennen ihr eigenes Schicksal nicht und haben kaum Kontakt zur eigenen Familie.

Fey ihr Schicksal, beide Söhne verloren zu haben, teilten zu dieser Zeit unzählig viele Familien. Was ist mit diesen Kindern geschehen? Warum wurden sie weggenommen? Wie hoch waren die Chancen sie nach Ende des Krieges wiederzufinden?

Die Geschichte von Fey steht für viele Familienschicksale. Es bewegt, berührt und schockiert. Zeigt dieses Buch doch schonungslos auf wer die Opfer dieses barbarischen Krieges waren. Auch welchen wichtigen Grund die Gefangenschaft von Fey und ihren Mitgefangenen hatte wird aufgeklärt und lässt einen ja, fassungslos, zurück. Trotz Einstiegsschwierigkeiten kann ich dieses Buch nur empfehlen.