Rezension

Die Wand

Die Wand - Marlen Haushofer

Die Wand
von Marlen Haushofer

Die Wand ist ein durchwachsenes Buch. Friedlich und ruhig und doch so aufwühlend und beängstigend. Man wird gefangen genommen von der Einsamkeit der Berge, der Natur, des Waldes. Als Leser muss man diese Einsamkeit bei sich selbst zulassen, um die Tragweite des Romans im ganzen Ausmaß verstehen zu können. Man wird wirklich einsam, wenn man dieses Buch liest, und freut sich dann auf echte Unterhaltungen mit lieben Menschen, wenn man die Wand zur realen Welt durchbrechen kann.

Die Frau, sie hat keinen Namen, sie hat schon einen, aber den verrät sie uns nicht, weil er irrelevant im Bezug auf ihre Geschichte ist und wer sollte den Namen schon benützen, wenn sie von sich selbst schreibt und mutterseelenallein in den Bergen lebt? Jedenfalls, diese Frau schreibt einen Bericht über ihr Leben, gefangen, allein, ums Überleben kämpfend, verantwortlich für die Tiere und deswegen unmöglich aus dem monotonen Leben, zum Beispiel durch den Tod, auszubrechen und zu fliehen. Die Tiere geben ihr einen Grund weiterzuleben.

Monoton ist auch die Geschichte, aber das stört, wenn man sich darauf einlässt, nur im geringsten. Freunde des Abenteuers, des Actionreichtums, der Spannung und auch der Liebe, finden hier in diesem Buch wahrscheinlich keine Lektüre, die ihnen gefällt. Hier geht es doch mehr um die Bedeutung und die Beudeutungslosigkeit von Dingen, Erwartungen, Einstellungen und des Menschen an sich.

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Es ist halt doch ein Buch, wo die Autorin schon lange tot ist und es eben zu einer Zeit geschrieben wurde, zu der viele von uns keinen Bezug haben. Aber es liest sich ziemlich flüssig und angenehm. Ein kleines Manko ist, dass alles in einer Wurscht durchgeschrieben ist. Es gibt keine Kapiteleinteilungen, keine Abstände, keine Leerzeilen. Da muss man mitten im Geschehen abbrechen, wenn man mal aufhören will.

Das Ende bleibt offen und es ermöglicht so dem Leser eine eigene Geschichte weiterzustricken. Am Ende passiert dann auch endlich was spannendes und man wünscht sich, einfach mehr über das Geschehene in Erfahrung zu bringen.

 

Fazit

Aufwühlend gut, beängstigend ruhig. Ein Buch, dem man Zeit geben muss und das mit der Zeit dann doch mehr Überwindung benötigt. Man muss allein sein und die Ruhe vor dem Sturm der Gedanken genießen können.