Rezension

Die Welt zwischen Gefühltem und Erfundenem.

Das Buch vom Süden - André Heller

Das Buch vom Süden
von André Heller

Bewertet mit 5 Sternen

Man muss sich einleben und einlassen!

André Heller erweist sich in seinem Roman „Das Buch vom Süden“ zu meinem nicht geringfügigen Erstaunen als grandioser Erzähler. Erzählt wird das Leben des Julian Passauer, von seiner Kindheit an in Wien, seinen eindrücklichsten Eindrücken vom Elternhaus bis in sein Erwachsenenalter hinein, währenddessen er überall hin reist, bis zu seiner Seßhaftwerdung in San Celeste in Italien, bis ganz hin zum Ende. 

Aber „Das Buch vom Süden“ ist weit entfernt von einem gewöhnlichen Roman und auch weit entfernt von dem, was man gemeinhin eine straffe Handlung präsentieren, nennen mag. Passauers Leben bildet lediglich den losen Rahmen, seine Biografie ist eine sehr locker gehaltene rote Linie, aber eigentlich geht es um Betrachtungen über das Leben, die deutsche Geschichte, seltsame Erlebnisse und seltsame Menschen und das in einer Sprache, die nur verblüffen kann angesichts ihrer Ausführlichkeit, ihrer Details und ihrer Schönheit. 

Ist es erlebt, was er erzählt und denkt, der Protagonist? Hellers Julian denkt zum Teil durchaus esoterisch, was ich eigentlich nicht mag, dann aber wieder hat die Erzählung mit all den skurrilen Personen, die auftauchen, einen solchen Charme, das ist große Kunst, ob man es zugeben mag oder nicht. 

Es geht in dem vorliegenden Roman auch darum, dass das Erzählen an und für sich schon einen Wert darstellt – und einfach gar nicht um Spannungsbögen und dergleichen, mit anderen Worten, man muss empfänglich sein für lyrische Formulierungen und die sogenannte schöne Seele der Literatur, damit man ausschöpfen kann, was einem geboten wird, mit leichter Hand, mit Humor, mit Nachdenklichkeit, träumend, sinnend, menschliches Denken und Fühlen auslotend. 

Fazit: Für mich eine der schönsten Erzählungen, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. 

Kategorie:  Anspruchsvoller Roman
Verlag: Paul Zsolnay, 2016

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 15. Januar 2020 um 10:50

Erstaunlich! Ich wusste gar nicht, dass André Heller Romane schreibt! Das Buch werde ich mir mal merken.

wandagreen kommentierte am 18. Januar 2020 um 08:53

Ich war auch höchlichst erstaunt. Und dann hat der Kauz auch noch was zu sagen!