Die Wichtigkeit der kleinen Dinge
Bewertet mit 4.5 Sternen
Tsukiko ist Ende 30, nie wirklich erwachsen geworden und hat mit der Hoffnung auf eine glückliche Liebesbeziehung längst abgeschlossen. In einer Kneipe trifft sie auf ihren früheren, etwas schrulligen Japanisch-Lehrer, Harutsuna, den sie jedoch nur Sensei (= Lehrer) nennt. Seit ihm seine Frau vor vielen Jahren "davon gelaufen" ist, lebt er allein. Fortan treffen die beiden regelmäßig zufällig aufeinander, um sich dann wiederum mehrere Wochen bewusst nicht zu sehen. Zwischen zahlreichen japanischen Leckereien, Unmengen von Sake und traditioneller Dichtkunst keimt ihre Liebe wie ein zartes Pflänzchen. Beide wollen ihrer Einsamkeit entfliehen und sehnen sich nacheinander, fürchten jedoch zugleich die Nähe des anderen. Erst zum Ende des Romans erlauben sich die beiden, ihre zärtlichen Gefühle füreinander zu offenbaren.
Wieder beweist Hiromi Kawakami ihr Talent, bedeutungsschwer über die kleinen Dinge des Alltags zu schreiben. In einfachen, klaren Sätzen plätschert diese subtile Liebesgeschichte ruhig und fast philosophisch dahin. Nur behutsam nähern sich die Protagonisten - etwa beim Pachinko spielen oder Pilze sammeln - einander an, wenngleich dem Leser nie bewusst wird, wie genau dies vonstattengeht, wahren jedoch stets die respektvolle Distanz zwischen Mentor und Schülerin. Vollkommen unsentimental und unromantisch, lässt die Geschichte den Leser dennoch berührt zurück und zeigt, dass es in der Liebe und im Leben oftmals die kleinen Dinge sind, die letztlich zum höchsten Glück führen.