Rezension

Die zu korrekte Fälschung

Das letzte Bild der Sara de Vos - Dominic Smith

Das letzte Bild der Sara de Vos
von Dominic Smith

Bewertet mit 5 Sternen

Dominic Smith erreichte mit seinem Buch „Das letzte Bild der Sara de Vos“ weltweite Beachtung. Das war seinen drei Vorgänger-Romanen nicht vergönnt.

Als allererstes fiel mir das tolle Cover ins Auge. Noch mehr gefiel es mir, als ich das Buch in den Händen hielt. Es fühlt sich fast an wie Leinwand.
Ausgangspunkt für den Roman ist das Gemälde von Sara de Vos, einer niederländischen Malerin des 17. Jahrhunderts, des sogenannten Goldenen Zeitalters. Man sieht nur einen kleinen Ausschnitt des Bildes, das eine zugefrorene Wasserfläche mit vielen Eisläufern zeigt. Es stellt eine Winterlandschaft im Abendlicht dar und wird recht ausdrucksstark am Anfang des Buches beschrieben. Sara de Vos ist eine fiktive Malerin, die 1631 als erste Frau in die Malergilde aufgenommen wurde. Nachempfunden wurde sie vom Autor einer Sarah van Baalbergen. Sie lebte von 1607 bis vermutlich nach 1638. Ein Sterbedatum kann nicht nachgewiesen werden. Sie war das erste weibliche Mitglied der Haarlem-Gilde von St. Luke und verheiratet mit dem Landschaftsmaler Barent van Eysen. Beide schufen keine bleibenden Werke bzw. können nicht sicher zugewiesen werden.

Zur Handlung:
Etwas mehr als 300 Jahre nach seiner Entstehung wird das einzige erhaltene Werk der Künstlerin Sara de Vos „Am Saum eines Waldes“ aus dem Haus des reichen Patentanwalts Marty de Groot gestohlen. Zwei Gangster tauschten es gegen eine „meisterlich gefertigte Kopie“ (O-ton Marty) aus. Gehörten diese zu den „Beatniks“, die Martys Ehefrau Rachel zur geselligen Umrahmung der Benefizveranstaltung für Waisen eingeladen hatte?
Marty verständigt nicht die Polizei, sondern beauftragt einen Privatdetektiv. Dieser wird bald fündig. Eleanor Shipley, genannt Ellie, eine introvertierte, junge, etwas verwahrloste Kunstgeschichtsabsolventin fertigte nach Auftrag eine exakte Kopie. Sie setzt ihr ganzes Wissen, ihre ganze Meisterschaft bei der Kunstrestaurierung in diese Arbeit. Wie sich der 15 Jahre ältere, verheiratete Marty der Fälscherin nähert ist erstaunlich, bezaubernd und gleichzeitig befremdlich. Was bezweckt der Mann? Warum übergibt er sie nicht einfach der Polizei?

Meine Meinung:
Dominic Smith erzählt die Geschichte in drei Zeitebenen (1636-49/1957-58/2000) und auf drei Kontinenten (Europa/Amerika/Australien).
Sara de Vos mit ihrer malerischen Kunstfertigkeit als Frau ist der Dreh- und Angelpunkt der unterhaltsamen und faszinierenden Geschichte. Wie der Autor die historische Fiktion aus der Vergangenheit mit zeitgenössischen Details lebendig in die Gegenwart überträgt, hat mich überzeugt. Geschickt verbindet er die Schicksale und zeigt die menschlichen Schwächen und Stärken auf. Grenzenlose Trauer, Verzweiflung und Hoffnung, Betrug, Täuschung und Selbsttäuschung, die Suche nach der Liebe, nach dem Sinn des Lebens machen einen Großteil des Buches aus.
Die Sache mit den Bildern entwickelt ein Eigenleben, die in einer Katastrophe für Ellie zu enden droht. Ein „Kuddelmuddel“ um die beiden Gemälde entsteht. Was ist das echte? Was ist die Kopie? Doch viel Zeit vergeht. Erstaunliches bringt die Expertise im Jahre 2000 zu Tage...

Das Buch endet versöhnlich. Es hat ein optimistisches Ende.

Eine Leseempfehlung und fünf Sterne von mir!