Rezension

Die Zukunft zwischen zwei Buchdeckeln

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 4 Sternen

Das Schöne an Büchern ist, dass man in verschiedenste Rollen schlüpfen und mehr als nur sein eigenes Leben leben kann. Doch was wäre, wenn man tatsächlich mehrere Lebensvarianten ausprobieren könnte? So wie Nora Seeds, Heldin dieses Romans.

Nora hat ihre zahlreichen Enttäuschungen und Niederlagen so satt, dass sie ihrem Leben ein Ende setzen will. Nach einer Tabletten-Überdosis  findet sie sich in einer riesigen Bibliothek wieder, einem Ort zwischen Leben und Tod. Das Besondere an dieser Mitternachtsbibliothek: Jedes Buch enthält ein Leben, das Nora hätte leben können. Nun hat sie die einmalige Chance, sich aus all den Möglichkeiten ihr perfektes Leben auszusuchen und Versäumtes wieder gutzumachen.

Ich ließ mich gern von Noras Wahl überraschen und begleitete sie von einer Option zur nächsten. Mal ist sie Gletscherforscherin, mal Olympiasiegerin, mal ein Rockstar. Was sehr verlockend klingt, entpuppt sich allerdings als gar nicht so erfüllend, zumal Nora jedes Mal in eine völlig neue Situation hineingeworfen wird und sich erstmal orientieren muss. Hinzu kommt, dass sie an jedem Leben etwas auszusetzen hat, so dass mir ihre Nörgelei und Unzufriedenheit manchmal auf die Nerven ging.

Matt Haig vermittelt uns wieder einmal viele philosophische Weisheiten und Theorien aus der Quantenphysik – vor allem die wichtige Botschaft, dass man das Potenzial, das uns jeder einzelne Lebensentwurf bietet, erkennen und nutzen sollte, statt sich von Fehlentscheidungen oder Rückschlägen herunterziehen zu lassen. Ich mag seine Gedankenexperimente, doch in diesem Roman fand ich sie nicht ganz so stark umgesetzt wie in seinen vergangenen Werken.